Jahrhundertwechsel 1900: Start in eine neue Epoche
In der Regel verwenden wir die Planetenstände als Hilfsmittel, um die eigene Persönlichkeit besser zu verstehen, den Ereignissen Sinn zu geben und als Orientierung in schwierigen Lebensphasen. Doch Astrologie kann auch mehr. Astrologie kann beispielsweise Zeitströme erfassen. Gesellschaftlicher Wandel, Moden und kulturelle sowie politische Veränderungen lassen sich ebenfalls mit Horoskopen abbilden. Tatsächlich ist dies die älteste Form der Astrologie. Denn bevor man sich den Individuen widmete, hatten Astrologen die Auftrag, Empfehlungen für staatliche Lenkungen auszusprechen. Sie waren Teil des Beraterstabs der Könige. Eine Beobachtung gesellschaftlichen Wandels möchte ich Ihnen in diesem Artikel vorstellen und dabei zeigen, wie man die Stellung der Planeten zur Analyse heranziehen kann.
Die Moderne: was macht sie aus?
Wenn man mitten in einem Zeitgeist lebt, ist es oft recht schwierig, diesen Zeitgeist als solchen wahrzunehmen und seine Besonderheiten zu beschreiben. Man steckt mittendrin, hat keinen Abstand zu den alltagsgestaltenden Phänomenen und alles erscheint „normal“. Den Chinesen erscheint normal, keinen Plural in ihrer Sprache zu verwenden. Sie wissen ja, dass wenn jemand erzählt, er habe „fünf Stuhl“ gekauft, es mehrere Stühle sind. Wozu also ein Extra-Wort dafür, wenn die Kombination aus dem Singular plus einer Mengenangabe die gleiche Information liefert. Uns erscheint das merkwürdig, weil wir mit Abstand auf diese kulturelle Eigenschaft blicken.
Ich möchte Sie nun bitten den Versuch zu unternehmen, mit diesem Abstand auf unsere kulturelle Gegenwart zu blicken. Angenommen, ein Mensch des 17. Jahrhunderts würde uns besuchen: welche Dinge, die uns alltäglich sind, würde er als Kennzeichen unseres gesellschaftlichen und kulturellen Lebens wahrnehmen? Was gehört so unmittelbar zu unserem täglichen Dasein, dass wir es als „normal“ hinnehmen? Was gehört also Ihrer Ansicht zur „Moderne“?
Ich weiß natürlich nicht, was Ihnen bei dieser Frage einfällt. Ich denke an folgende Erscheinungen:
Elektrizität
Ohne Strom läuft heute gar nichts mehr. Stromausfall macht uns geradezu ohnmächtig und die Vorstellung, wie das Leben früher ohne Elektrizität ausgesehen hat, verlangt uns einige Fantasie ab. Die meisten Stromanwendungen nehmen wir als solche gar nicht mehr wahr.
Mobilität
Die Welt wächst immer mehr zusammen, weil die Entfernungen zu schrumpfen scheinen. Auch Reisen in andere Länder oder auf andere Kontinente sind in überschaubarer Zeit möglich geworden. Mal eben von München nach Hamburg zu fliegen ist inzwischen nicht mehr, was der Rede wert wäre. In der Bundesrepublik sind derzeit knapp 52 Millionen Automobile unterwegs, weltweit wurde die Milliardengrenze 2009 geknackt; die Zahl der PKWs nimmt stündlich auf dem Globus zu. Wir werden immer unsteter und mobiler.
Demokratie
Auch wenn demokratische Strukturen immer wieder neu verteidigt und errungen werden müssen, gab es dennoch noch nie in der Geschichte der Menschheit so viele demokratisch geführte Staaten wie heute. Die Mitbestimmungsmacht des Bürgers löst Herrschaft durch Vererbung (z.B. in den Adelsstand geboren zu sein). Nach den Berichten von Freedom House, einer amerikanischen Organisation, die die Entwicklung der Demokratie weltweit beobachtet, gab es im Jahre 1900 weltweit 55 souveräne Staaten, von denen keiner eine Demokratie war. Dies liegt daran, dass die freiheitlich verfassten Staaten dieses Jahres kein passives Wahlrecht für Frauen kannten, was nach den Kriterien von Freedom House eine Grundvoraussetzung für eine Demokratie ist. Im Jahr 1950 gab es unter den nunmehr 80 souveränen Staaten immerhin schon 22 Demokratien. Für 1999 zählt Freedom House 192 souveräne Staaten und fast die Hälfte, 85 Staaten, zu den Demokratien.
Wirtschaftsmacht
Gerade aktuell erleben wir hautnah, dass weder Politik noch Religion das Sagen haben, wenn gesellschaftliche Entscheidungen getroffen werden. Es ist die geballte Macht der Wirtschaftselite, die die Fäden zieht. Der wirtschaftlichen Druck müssen sich alle unterordnen: Familien, Natur, Arbeiter, Bildungseinrichtungen, Kunstschaffende etc. Geld spielte natürlich auch in früheren Gemeinschaften eine Rolle – doch dass virtuelles Geld, die Spekulation an den Börsen ganze Völker mit dem Hungertod bedrohen kann, weil beispielsweise der Getreidepreis künstlich in die Höhe getrieben wird, ist eine Erscheinung der Neuzeit. Nicht gerade eine, auf die wir stolz sein können.
Tempo
Die Welt ist schnell geworden. Kaufe ich einen Computer, muss ich mich beeilen ihn nach Hause zu bringen. Warte ich damit zu lange, ist er bereits zum Oldie geworden weil ein neueres, besseres, aktuelleres Produkt schon auf dem Markt ist. Die Geschwindigkeit im Verkehr hat zugenommen. Von Köln nach Frankfurt in einer Stunde mit der Bahn ist heute möglich; eine Reise die früher die doppelte Zeit in Anspruch nahm. Allgemein hat sich das Sprechtempo erhöht; wir bringen heute in einer Minute deutlich mehr Laute über die Lippen als vor zweihundert Jahren. Fünf Minuten auf den verspäteten Bus zu waren macht uns hektisch. Radiobeiträge unterliegen der 30-Sekunden-Schere; längere Beiträge traut der Dudelfunk seinen Hörerinnen und Hörern nicht zu. Es muss schnell gehen! Auf bestellte Ware warten wir ungern mehrere Tage. Wir haben uns daran gewöhnt, dass alles blitzschnell zur Verfügung steht. „Just in time“ ist nicht nur bei McDonalds Motto, wo laut Firmenvorgabe kein Kunde länger als 50 Sekunden auf seinen Burger warten muss. Nie ging Essen so fix. Selbst das Aufkochen der Fünf-Minuten-Terrine ist dagegen Ritual meditativer Langsamkeit.
Dieser Artikel ist übrigens ein Angriff auf das Tempo der Moderne; denn er ist gemessen an Marketingempfehlungen viel zu lang und nur ein Bruchteil der Besucherinnen und Besucher meiner Internetseite wird ihn lesen. Keine Zeit für lange Texte.
Psychologie
Kennen Sie einen Lebensbereich, der heutzutage ohne Psychologie auskommt? Ich nicht. Wer einen Supermarkt plant, greift auf Erkenntnisse der Verkaufspsychologie zurück. Lehrer sollten lernpsychologische Studien in Praxis umsetzen. Mediziner forschen immer mehr nach psychosomatischen Ursachen der Krankheiten. Anwälte argumentieren nicht nur juristisch-sachlich, sondern nutzen Psycho-Tricks, um für ihre Mandanten das beste Ergebnis vor Gericht heraus zu holen. Sportler werden mental durch Psychologen auf Wettkämpfe vorbereitet. Die „psychologische Kriegsführung“ ist in allen Armeen der Welt Rüstungsbestandteil. Der Markt psychologischer Therapieansätze boomt. Wir sind durch und durch psychologisiert. Das Wissen, dass unser Unterbewusstsein ein zentrales Steuerungselement unseres Handelns zu sein scheint, gehört zur Allgemeinbildung. Auch in der Astrologie hat sich die „Psychologische Astrologie“ einen festen Platz erobert.
Kommunikation
Soziologen bezeichnen unsere gegenwärtige Sozialform als „Informationsgesellschaft“. Natürlich auch durch das Internet werden wir geradezu überflutet mit Nachrichten, Gerüchten, Informationen, Spekulationen, Hinweisen, Tipps, Einblicken, Ausblicken, Forschungsergebnissen, Schreckensmeldungen, Hintergrundinformationen, Berichten, Enthüllungen, Reportagen, Eil-News und so weiter. Heute gilt: Sie müssen nichts können, Sie müssen nur das Richtige wissen. Wer keinen Zugang zu Informationen hat ist schnell weg vom Fenster. Informationen müssen kommuniziert werden. Dafür gibt es einen gigantischen Apparat an Informationstechnologie. Jede Belanglosigkeit wird immer schneller zur allgemeinen Verfügbarkeit bereit gestellt: Handys senden bereits automatisch Daten über den Aufenthaltsort des Benutzers an soziale Netzwerke: „ich bin im Cafe Lecker, Hautpstraße 2, Münster“. Wir sind alle bestens informiert und kommunizieren permanent mit der ganzen Welt.
Sicherlich gibt es noch weitere Merkmale, die das Lebensgefühl der Gegenwart zum Ausdruck bringen. Doch die oben genannten sechs Erscheinungsformen gehören auf jeden Fall zu einer Beschreibung der Moderne dazu.
Lassen Sie uns daher zum astrologischen Teil dieses Artikels kommen.
Alles von vorne? Zyklisches Denken in der Astrologie
Leider gerät es manchmal aus dem Blickwinkel, dass Astrologie nichts Statisches ist. Dabei gehört die Wahrnehmung, dass wir uns in zyklischen Prozessen bewegen mit zu den ältesten Erkenntnissen astrologischer Forschung. Die Wiederkehr von Ereignissen, zum Beispiel der Nil-Überschwemmung, war von zentraler Bedeutung bei der Entwicklung astrologischer Vorgehensweisen.
Ein Zyklus, den man mit etwas Training gut beobachten kann, ist das Werden und Vergehen des Mondes: vom Neumond über den zunehmenden Mond zum Vollmond zurück über den abnehmenden Mond bis wieder zum Neumond ist er das Sinnbild eines jeden zyklischen Auf und Ab. Der Neumond bildet dabei den Start- und Schlusspunkt. Hier beginnt und endet eine Phase. Der zunehmende Mond lässt sich mit der Zeit des Wachstums vergleichen. Der Vollmond schließlich zeigt den Höhepunkt an. Die Himmelsphänomene verdeutlichen uns: grenzenloses Wachstum ist nicht möglich. Denn voller als voll kann der Vollmond nicht werden. Von dort an nimmt er wieder ab, es geht sozusagen „auf sein Ende“ zu. Dann startet eine neue Runde.
Das Wechselspiel aus Werden und Vergehen des Mondes setzt sich zusammen aus dem Verhältnis zweier Himmelkörper: der Sonne und dem Mond. Stehen Sonne und Mond von der Erde aus betrachtet in gleicher Richtung, also auf der gleichen Stelle im Tierkreis, dann haben wir Neumond – Astrologen nennen dies eine „Konjunktion“. Stehen die beiden Himmelskörper hingegen in „Opposition“, also im Tierkreis sich genau gegenüber oder, anders formuliert: steht die Erde zwischen Sonne und Mond, so können wir am Himmel einen Vollmond bewundern.
Neptun und Pluto beschreiben epochale Veränderungen
Um gesellschaftliche Prozesse und kulturelle Entwicklung astrologisch zu beobachten, können wir nun anstelle von Sonne und Mond zwei andere Himmelskörper unseres Sonnensystems heranziehen. Denn egal welche zwei Planeten ich mir heraus suche: bei jeder Kombination gibt es einen Moment der Konjunktion und einen Moment der Opposition. Also jedes Planetenpaar hat seinen eigenen Zyklus, der von einem Startmoment (der Konjunktion) über eine Phase des Aufstiegs zum Höhepunkt (Neumond / Opposition) strebt und von dort wieder zusammen fällt bis zu seinem Ende, der nächsten Konjunktion.
Um nun globale Prozesse und Veränderungen zu beschreiben, ist es sinnvoll, auf die Himmelskörper zu blicken, die wir mit Gesellschaft und überpersönlichen Themen in Verbindung bringen. Sonnennahe Planeten wie Merkur oder Mars gelten als „persönliche Planeten“ und beschreiben vornehmlich sehr individuelle Eigenschaften eines Menschen. Sonnenferne Planeten wie Uranus oder Neptun gelten als „überpersönliche Planeten“ und beschreiben das Eingebundensein in Zeitströmungen, Moden und Themen einer ganzen Generation. Je langsamer die Planeten sich auf dem Tierkreis bewegen, um so „übermächtiger“ werden sie interpretiert. Je langsamer sie sich bewegen, um so mehr sind sie auch Anzeiger gesellschaftlichen Wandels. die langsamsten in der Astrologie gebräuchlichen Himmelskörper sind Pluto und Neptun. Sie bilden nur ca. alle 500 Jahre eine Konjunktion. Verglichen mit den Mondphasen ist also alle 500 Jahre „Neptun-Pluto-Neumond“. Alle 500 Jahre beginnt ein neuer Zyklus; einer, der große gesellschaftliche Prozesse und Veränderungen beschreibt, der Kultur und Menschheitsgeschichte abbildet. Ca. im Jahr 1400 gab es beispielsweise einen Zyklenstart von Pluto und Neptun – der fällt mit dem Beginn der Renaissance zusammen. Die vorherige Konjunktion fand ca. im Jahr 900 statt – der Zeit des beginnenden Hochmittelalters. Die Circa-Angaben ergeben sich übrigens dadurch, dass die Konjunktionen manchmal länger als ein Jahr anhalten.
Wenden wir uns nun der letzten Konjunktion von Pluto und Neptun, also dem letzten Zyklenstart zu; dieser fand um das Jahr 1900 statt. Als Astro-Hisotriker können wir also festhalten: Wir befinden uns menschheitsgeschichtlich also in einer Phase, die ihren Ursprung ungefähr rund um das Jahr 1900 hatte (plus minus zehn Jahre). Ist das schlüssig?
Schauen wir uns an, was in dieser Zeit alles an Neuerungen in die Welt kam:
- Es setze die breite Anwendung der Elektrizität ein. Thomas Edison (1847 – 1931) machte die Stromerzeugung und Stromverteilung marktfähig.
- Eisenbahn und Automobil begannen ihren Siegeszug. Die erste Eisenbahnstrecke zwischen Nürnberg und Fürth wurde 1835 eröffnet. Der reichsweite Ausbau des Eisenbahnnetzes wurde vor allem vor und nach dem 1. Weltkrieg vorangetrieben.
- Zur Demokratie gehört freies Wahlrecht für alle Bürgerinnen und Bürger. Also auch für Frauen. Das war Anfang des 20. jahrhundert noch keine Selbstverständlichkeit. In den 1880er Jahren proklamierten
- Frauen in skandinavischen Ländern auf ihre politischen Rechte, in Mitteleuropa lautstark erst nach 1900. Du Sufragettenbewegung wird datiert auf 1903 bis 1928.
- Ebenfalls ein Kennzeichen moderner Demokratien: Minderheitenschutz. die erste Welle der Schwulenbewegung wird eingegrenzt in den Zeitraum 1897 bis zum Beginn der Nazi-Diktatur, in anderen Ländern bis ca. 1945. Vordenker und Aktivisten waren z.B. Karl Heinrich Ulrichs (1825 – 1895) und Dr. Magnus Hirschfeld.
- Ein drittes Merkmal moderner Demokratien ist die Gewähr von Pressefreiheit. In Deutschland wurde sie erstmals 1874 gesetzlich geregelt im Reispressegesetz.
- In der Zeit zwischen 1890 und 1910 verlor der Adel immer mehr an Einfluss. Seinen Reichtum bezog er vor allem aus Ländereien. Doch um die Jahrhundertwende konnten Händler die Macht übernehmen.
- Durch die Technisierung, die zunehmende Mobilität und Schnelligkeit war es möglich, billigere Agraprodukte aus den Kolonien einzuführen. Ein Machtverlust vom Adel und eine Machtstärkung der Kaufleute setzte ein. Die Folge: die Wirtschaft diktierte immer mehr Gesetze und Normen. Der Einfluss von Adel und Klerus ließ nach.
- 1863 bis 1947 lebte Henry Ford. Er steht stellvertretend für zeitliche Effizienz. Seine Fließbandtechnik im Automobilbau symbolisiert die Zunahme von Tempo. Die Produktionszeit eines Autos schrumpfte dadurch von 12,5 Stunden auf 93 Minuten!
- Fast exakt zum Jahrhundertwechsel, nämlich am 4.11.1899, erschien Sigmund Freuds Buch „Die Traumdeutung“, das als Durchbruch der Psychologie angesehen wird. Freud selbst lebte 1856 bis 1939 und gilt als „Vater der Psychologie“.
- Die Geschichte des Telefons beginnt, je nach dem, welche Vorläufer man mit berücksichtigt, zwischen 1837 und 1876. Eine Revolution in der Kommunikation setzt ein! Kurz darauf wurde auch der Tondatenträger, der Edison-Phonograph, erfunden, was die Weitergabe von Informationen noch mal erleichterte. Schließlich: die Revolution fand zur gleichen Zeit im Bereich der bildhaften Kommunikation statt. Die Daguerreotypie wurde ab Mitte des 19. Jahrhundert populär; das Laufen erlernten die Bilder dann Ende des Jahrhunderts. Ihren Cinematograph stellen die Brüder Lumière 1895 der Öffentlichkeit vor.
Es ist Ihnen sicherlich schon aufgefallen: alle Kennzeichen der Moderne haben ihre Wurzeln in dem Zeitraum rund um die vorletzte Jahrhundertwende. Tatsächlich kann man sagen, dass dies die Geburtszeit der Gegenwart ist. Unsere Alltagskultur ist maßgeblich bestimmt durch Ideen, die zwischen während der letzten Pluto-Neptun-Konjunktion in die Welt kamen. Es sind die Erfindungen von damals, die wir uns heute nicht mehr wegdenken können. Wir stecken mitten drin in einer Menschheitsepoche, die ihren Zyklus ca. 1890 – 1910 begann. In seinem Buch „Der taumelnde Kontinent“ beschreibt der Historiker und Schriftsteller Philipp Blom eindrucksvoll, wie sich alle Lebensbereiche im Zeitraum 1900 bis 1914 radikal veränderten: Wirtschaft, Kunst und Kultur, Bildung, Menschenbild, Politik, Sex, Mode, Architektur, Geschlechterrollen, Naturverständnis, Forschung, Wissenschaft… Unser Selbstverständnis heute wurzelt in dieser Zeit. Kein Wunder, sagt der Astrologe: es war der Beginn eines neuen, großen Zyklus.
Astrologisch sind wir also nicht nur Bestandteile unserer Geburtsradix, sondern eingebunden in größere Prozesse, in Evolution und Veränderung, die viele Generationen umfasst. Wollen wir etwas über unsere Persönlichkeit erfahren, lohnt oft der Blick zurück in die eigene Familienhistorie. Da wir zugleich Produkt der Zeit sind, lohnt sich eben auch ein Blick zurück in die Gesellschaftsgeschichte.
Wo stehen wir gerade?
Interessant ist nun, nicht nur zurück zu blicken, sondern auch zu schauen, an welcher Stelle dieses aktuellen Zyklus‘ wir uns den eigentlich derzeit befinden? In der Fachsprache gesprochen: wir befinden uns im aufsteigenden Sextil. Wir haben noch lange nicht den Höhepunkt dieser Kulturepoche erreicht. Im Gegenteil: wir haben auf unserer Reise gerade mal das richtige Tempo erreicht und nutzen noch immer die Aufbruchsstimmung in die neue Zeit. Ein Sextil wird als kreativer Aspekt verstanden; wir sind wie Kinder, die ein neues Spielzeug erhalten haben und dabei sind, zu entdecken, was man damit alles anstellen kann. Dabei gilt das Credo vom „immer mehr“. Wir verbessern und beschleunigen, verfeinern und bauen aus. Der Unterschied zwischen Edisons Phonografen und dem neuesten Smart-Phone ist ja nur ein technischer. Den Einsatz dieser Erfindung zu ändern, auf diese Idee sind wir noch gar nicht gekommen. Sicherlich: Autos und Züge sind heute schneller als vor hundert Jahren. Die Mobilität zu hinterfragen oder ganz anders damit umzugehen, wird jedoch erst noch Thema werden, wenn es zu ersten Krisen kommt. Diese sind zu erwarten, wenn Pluto und Neptun im Quadrat zueinander stehen. Einige Astrologinnen und Astrologen interpretieren die gegenwärtigen Jahre als Krisenzeit, weil wir am Himmel eine Quadratur zwischen Uranus und Pluto beobachten können. Sicherlich: das bringt Risse ins Gebälk. Ein Zusammenbruch zum Beispiel der Wirtschaftsordnung lässt daraus allerdings nicht ablesen. Die erste Börse öffnete 1409 in Brügge ihre Pforten. Damit gehört die Börse passgenau zum letzten Pluto-Neptun-Zkyklus, der seinen Startpunkt um 1400 herum hatte. Anders formuliert: die Börse hat bereits einen Zyklus gut überstanden. Sie befindet sich bereits im zweiten Zyklus. Aber auch sie gehört zu einer Pluto-Neptun-Verbindung. Der nächste Krisenaspekt der Pluto-Neptun-Verbindung zeigt sich in den Jahren 2061 bis 2065. Das werden wahrlich Jahre der globalen Herausforderung. Da ich dann, sofern ich noch leben werde, auf die 100 zugehe, sehe ich persönlich es mit etwas Gelassenheit. Denn den Stress, der dann ansteht, möchte ich möglichst nicht erleben. Doch muss das Quadrat dann Stress bedeuten? Nein: muss es nicht. Wenn wir das gegenwärtige Sexitl zwischen Neptun und Pluto wirklich nutzen würden, um all die oben erwähnten Merkmale der Moderne kreativ und mutig neu zu überdenken und Änderungen dort einzuführen, wo sie notwendig sind, dann brauchen wir uns vor 2063 nicht zu fürchten.
Mit diesem zugegeben sehr langen Artikel wollte ich Ihnen zeigen, wie astrologische Geschichtsforschung funktioniert, dass man mit Astrologie auch kulturgeschichtliche Entwicklungen abbilden kann, dass wir in unserer Lebenszeit eingebunden sind in größere Zusammenhänge und evolutionäre Zyklen und dass unsere gegenwärtige Moderne maßgeblich durch den letzten Zyklenstart der Langsamläufer Pluto und Neptun gekennzeichnet ist, die um das Jahr 1900 herum stattfand. Falls Sie das spannend fanden (und da Sie bis zum bitteren Ende weiter gelesen haben, lässt sich das vermuten), möchte ich noch einmal meinen Buchtipp wiederholen. Der Autor ist zwar kein Astrologe und kann die entsprechenden astrologischen Bezüge nicht herstellen, es ist aber ein Geschichtsbuch, das für das Alltagsleben heute viele spannende Aufschlüsse geben kann: Philip Blom: Der taumelnde Kontinent.
Quellen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Wirtschaftszahlen_zum_Automobil
http://de.wikipedia.org/wiki/Demokratie#Moderne_Demokratien
http://de.wikipedia.org/wiki/Automobil#Die_Geschichte_des_Automobils
http://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Eisenbahn_in_Deutschland
http://de.wikipedia.org/wiki/Suffragetten
http://de.wikipedia.org/wiki/Frauenwahlrecht#Das_Frauenwahlrecht_in_Europa
http://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Heinrich_Ulrichs
http://de.wikipedia.org/wiki/Magnus_Hirschfeld
http://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Lesben-_und_Schwulenbewegung
http://de.wikipedia.org/wiki/Pressefreiheit#In_Deutschland
http://de.wikipedia.org/wiki/Erfindung_des_Telefons
http://de.wikipedia.org/wiki/Phonograph#Edisons_Platten-Phonographen-System
http://de.wikipedia.org/wiki/Daguerreotypie
http://de.wikipedia.org/wiki/Filmgeschichte
http://www.finanz-content.de/die-geschichte-der-boerse-18293.html
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-41238258.html
http://www.welt.de/print/wams/vermischtes/article13412755/Henry-Ford-und-sein-Fliessband.html
Philipp Blom: Der taumelnde Kontinent. München, 2011