Wenn ich mir aktuell ansehe, welches Thema die Medien beherrscht, so ist es der Umgang mit Menschen, die auf der Flucht sind. Zwei Botschaften werden dabei zur Zeit als Nachrichten transportiert: so liest man bisweilen, dass Fremdenfeindlichkeit den Vertriebenen die Ankunft in einem eigentlich sicheren Land schwer machen. Viel häufiger ist inzwischen von verantwortungsbewussten Bürgerinnen und Bürgern zu hören, die Flüchtlingen konkrete Hilfe anbieten. Beides hat mit einer astrologischen Konstellation zu tun, die uns noch die nächsten zwei Jahre beschäftigen wird: Saturn im Tierkreisabschnitt Schütze.
Das Zeichen Schütze hat unter anderem mit dem zu tun, was uns fremd ist: andere Kulturen, andere Religionen, andere Denksysteme. Saturn wird in der Astrologie unter anderem als Angstplanet gesehen. Bewegt sich Saturn durch den Schützen, ist dies an Anzeiger, dass Menschen mit Xenophobie, also Fremdenangst und einer fremdenfeindlichen Einstellung, sich gestärkt, „in ihrer Zeit“ fühlen. Doch Saturn ist weit mehr als Angst. Eigentlich geht es vielmehr um Verantwortung. Die aktuelle Konstellation fordert uns auf, Verantwortung für die Anderen, für das Ausland, Menschen aus anderen Kulturen zu übernehmen. Dabei geht es nicht darum, jemanden dessen Verantwortung abzunehmen – das funktioniert ohnehin nicht. Sondern vielmehr darum zu erkennen, wo man selbst für grenzüberschreitende Fragestellungen Verantwortung trägt. Ein Land, das beispielsweise Kriegswaffen exportiert, müsste also sein Handeln reflektieren und die Konsequenzen seines Tuns tragen. Wenn Tausende Ehrenamtliche sich um ein menschenwürdiges Unterkommen der Kriegsvertriebenen durch konkrete Hilfeleistungen bemühen und große Gruppen mit einer „Refugees welcome“-Haltung die Ankommenden an Bahnhöfen mit dem Notwendigsten versorgen, dann ist das eine ganz andere Solidarität als beispielsweise Anfang der 90er Jahre. Damals wurde u.a. die Zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber in Rostock-Lichtenhagen Angriffsziel Rechtsextremer. Das Foto eines aufrechten Deutschen, der mit vollgepisster Jogginghose die Hand zum Hitlergruß erhob, ging seinerzeit um die ganze Welt. Auch 1992 gab es Solidarität mit den Menschen, die Opfer der Verfolgung im In- und Ausland wurden; damals allerdings stand Saturn nicht im Zeichen Schütze. Konkrete (Saturn) Hilfe für Femde (Schütze) gab es nicht; stattdessen Lichterketten und andere symbolhafte Aktionen, die niemanden satt machten, niemandem halfen, hier anzukommen, die deutsche Sprache zu lernen und so weiter.
Die Vorboten der Saturn-in-Schütze-Themen zeigen sich auch in anderen Lebensbereichen.
Wie alle Feuerzeichen hat auch Schütze etwas mit Rausch und Geschwindigkeit zu tun. Die Feuerzeichen Widder, Löwe und Schütze wollen sich allesamt nicht aufhalten lassen. Beim Schützen geht es darüber hinaus um die Freiheit. Auf den Verkehr übertragen könnte man den alten Slogan „freie Fahrt für freie Bürger“ ausrufen. Saturn stellt die Begrenzung dar; sozusagen das Stopp-Schild. Die Stadt Köln setzt diese Konstellation besonders deutlich um. In enger Zusammenarbeit mit der Polizei und der Staatsanwaltschaft hat sie die Aktion „Null Toleranz für Raser“ ins Leben gerufen. Mehrere Verkehrstote, die Opfer von illegalen Autorennen und Autofahrern mit überhöhter Geschwindigkeit wurden, waren der traurige Anlass für diese Vorgehensweise. „Null Toleranz“ ist eine andere Vokabel für Saturn, „Raser“ eine für Schütze.
Was können wir noch erwarten? Das Zeichen Schütze steht mundanastrologisch unter anderem für das Hochschulwesen. Was das bedeutet, können wir besser verstehen, wenn wir uns an die Plagiatsaffären erinnern: Politiker wie der damalige Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU), die Europaabgeordnete Silvana Koch-Mehrin (FDP) oder der Europaabgeordnete Jorgo Chatzimarkakis (FDP) wurden die Doktortitel entzogen, nachdem sich heraus stellte, dass weite Teile ihrer Doktorarbeit aus anderen Büchern abgeschrieben worden waren. Das alles kam ans Licht, als Saturn und Jupiter in Opposition zueinander standen; Jupiter ist dabei der Herrscher des Zeichens Schütze. Plagiatsaffären gab es übrigens nicht nur in Deutschland. Bereits 2006 wurde offenbar, dass der russische Präsident Wladimir Putin ein komplettes Kapitel seiner Doktorarbeit Wort für Wort von einer russischen Übersetzung eines amerikanischen Lehrbuchs abschrieb – damals standen ebenfalls Saturn und Jupiter in einem Spannungsaspekt miteinander, einem Quadrat. Nun darf man die Aspektbeziehung zwischen Jupiter und Saturn nicht ganz gleichsetzen mit Saturns Durchgang durch das Zeichen Schütze – doch eine Idee, was diese Konstellation uns bringen könnte, zeigt sich dennoch. Denn Saturn zeigt die Grenzen des Wachstums und holt überhöhten Schütze-Größenwahn auf den Boden der Tatsachen zurück. Da Saturn auch für die Begrenzung steht, muss auch damit gerechnet werden, dass von politischer Seite weitere Einschränkungen im Bildungswesen vorgeschlagen werden. Das wäre sicherlich eine unerlöste Form, diese Mundankonstellation zu lösen. Doch gerade bei saturnalen Himmelsereignissen melden sich ängstliche, rückwärtsgewandte Personen und Meinungen, die eine Krise heraufbeschwören, wenn man nicht die Gürtel enger schnallen würde. Doch auch hier geht es, wie beim Thema „Ausland“, um Verantwortung. Die Mittel sind konzentriert und sinnvoll einzusetzen – keine Frage. Mehr Druck, weniger Freiheit (beides Saturn), kämme den Universitäten, den Orten, wo Lehrende und Lernende zusammen treffen, hingegen nicht zugute.
Erinnern Sie sich noch an die Zeit 1985 bis 1988? Damals war nämlich Saturn ebenfalls im Schützen; alle dreißig Jahre befindet er sich in diesem Tierkreisabschnitt. Ich selbst habe in dieser Zeit mein Abitur bestanden und es war für mich der Aufbruch in einen neuen Lebensabschnitt. Nun durchlebt man nicht alle dreißig Jahre die gleichen Erfahrungen, aber oft zeigt sich, dass Wiederholungen von damals stattfinden – nun auf einer anderen Ebene. Haben Sie damals eine zwischenmenschliche Trennungssituation durchleiden müssen, kann es nun sein, dass Sie zwar erneut in eine Beziehungskrise geraten, diese aber klarer bearbeiten können. Insofern lohnt es sich, einen Moment inne zu halten und zu schauen, was damals eigentlich in Ihrem Leben los war und zu welchen Entwicklungsschritten Sie seinerzeit aufgefordert waren. Hier ein paar herausragende Ereignisse dieser Zeit; vielleicht helfen Ihnen die Erinnerungen, sich selbst zu verorten, was Sie in diesen Jahren damals erlebt und gemacht haben:
- Das Greenpeace-Schiff Rainbow Warrior wird von Agenten des französischen Geheimdiensts im Hafen von Auckland versenkt.
- Michail Gorbatschow fordert „Glasnost“ (Offenheit: mehr Rede-, Meinungs- und Pressefreiheit im Lande) und Perestroika (Umstrukturierung).
- Mit der Explosion von Block 4 des Atomkraftwerks beginnt die Katastrophe von Tschernobyl.
- Die Sowjetunion schießt das Kernmodul der Raumstation „Mir“ in die Erdumlaufbahn.
- Papst Johannes Paul II. besucht in Rom als erster Papst eine Synagoge.
- Die US-Raumfähre Challenger auf ihrer Mission STS-51-L bricht kurz nach dem Start auseinander. Alle sieben Astronauten kommen ums Leben.
- Mathias Rust landet am Tag der Grenzstreitkräfte mit einer Cessna auf dem Roten Platz in Moskau.
- US-Präsident Ronald Reagan fordert in seiner öffentlichen Rede vor dem Brandenburger Tor in Berlin den sowjetischen Parteichef Michail Gorbatschow auf, „tear down this wall“ (reißen Sie die Mauer ein), und schlägt vor, Olympische Spiele in beiden Teilen der Stadt abzuhalten.
- Die in der ARD gezeigte deutsche Comedy-Serie Rudis Tagesshow löst einen internationalen Eklat aus, als in einer Szene das iranische Staatsoberhaupt Ajatollah Ruhollah Chomeini mit Damenunterwäsche in Verbindung gebracht wird.
Wer astrologisch bewandert ist, wird auch bei dieser Aufzählung die Thematik „Saturn in Schütze“ wieder erkennen: Verantwortung für die Freiheit, Respekt vor (anderen) Religionen, Begrenzung des Wachstumsgedankens. Oft wird auch das Thema Grenzüberschreitung deutlich: Schütze wünscht sich eigentlich ein grenzenloses Miteinander. Unter einer reinen Schütze-Energie gäbe es zwischen Staaten keine Mauern, sondern eine friedliche Koexistenz mit Durchlässigkeit. Unter Saturns Regie wäre das genau umgekehrt: rigide Wachen würden darauf achten, dass niemand seinen Fuß auf fremdes Territorium setzt. Solange Saturn durch den Schützen transitiert werden wir uns verstärkt mit den Fragen der Machbarkeit von Grenzen, ihrem Sinn oder Unsinn auseinandersetzen müssen. Grenzüberschreitungen sollten mit Respekt erfolgen, so wie es der Besuch des Papstes vor dreißig Jahren in einer Synagoge zeigte. Wir werden aber auch feststellen, dass Grenzziehungen künstlich sind und kein Land sich abschotten kann, wie wir dies bereits bei dem Reaktorunglück in Tschernobyl erleben mussten: Radioaktivität lässt sich von einem bewachten Zaun nicht aufhalten.
Sowohl Saturn als auch Schütze haben ein gemeinsames Thema: Gerechtigkeit. Dabei geht es Saturn mehr um die formellen Aspekte und die Rechtsprechung, während bei Schütze die Ethik und Gleichberechtigung im Vordergrund steht. Das Justizwesen einer kritischen Prüfung zu unterziehen, wäre demnach in den nächsten zwei Jahren eine erfolgversprechende Aufgabe. Ob wir als Staat sie nutzen, sagen die Konstellationen nicht. Doch viele Menschen, die Erfahrungen mit dem Rechtssystem gemacht haben, plädieren für eine Reform. Wenn man um Recht streitet, geht es immer um etwas Bedeutsames. Denn wegen einer Belanglosigkeit zeiht man nicht vor Gericht. Von außen mag man die Bedeutsamkeit eines Nachbarschaftsstreits nicht immer erkennen, aber für die Beteiligten geht es stets um große Fragen. Auf die individuelle Ebene übertragen heißt das, dass mit Saturn im Schützen eine Angst vor der eigenen Bedeutungslosigkeit ins Spiel kommen kann. Diese lässt sich kompensieren, indem man über etwas streitet, das man mit Bedeutung versieht (wie dem Apfelbaum, der über den Zaun ragt). Noch besser wäre es natürlich, sich nach dem wahren Sinn seines eigenen Lebens zu fragen und Verantwortung zu übernehmen für die eigenen moralischen Werte, die man vertritt. Verantwortung bedeutet im astrologischen Sinne immer, Verantwortung gegenüber sich selbst. Das hat mit Egoismus nichts zu tun, sondern eher mit dem Kehren vor der eigenen Haustür: wenn ich der Ansicht bin, dass eine Ehe unter Gleichgeschlechtlichen nicht in Ordnung ist, dass heirate ich eben niemanden des gleichen Geschlechts. Wenn ich der Ansicht bin, es sei ein Zeichen ziviler Menschenwürde, einem Vertriebenen zu unterstützen, dann gehe ich hin und helfe ihm. Etwas von anderen zu fordern ohne nicht selbst mit gutem Beispiel voran zu gehen, funktioniert ohnehin selten und während Saturn im Schützen gleich mehrfach nicht.
Machen Sie sich also bewusst, was Ihnen hoch und heilig ist und stehen Sie selbst dafür ein, ohne anderen Menschen Vorschriften aufzuzwängen. Begegnen Sie allem Fremden mit Respekt, vermeiden Sie Grenzverletzungen und übernehmen Sie Verantwortung dort, wo eine Grenzziehung nicht (mehr) möglich ist. Paaren Sie Ihren Optimismus mit Realismus und verleihen Sie Ihren Visionen nicht nur Flügel, sondern auch ein Paar Wanderschuhe, um Schritt für Schritt auf Ihre Ziele zusteuern zu können. Wer noch mehr über Saturn in Schütze erfahren möchte, einen Blick in die Historie werfen möchte (beispielsweise die Zeit 1927 – 1929, als Saturn ebenfalls im Schützen war) und zugleich Ideen sucht, wie sich aktuell im individuellen Horoskop diese Konstellation auswirken kann, ist herzlich eingeladen, dieses zweistündige Video (ein Kursmitschnitt) zu erwerben: Saturn in Schütze: Ende der Toleranz?