Uranus – der Clown in uns
März 1781 in England: die Nächte sind kalt und klar. Eine gute Zeit, den Himmel zu beobachten. Ein deutschstämmiger Musikdirektor, Komponist und Organist möchte diese Zeit nutzen. Schon seit längerem beschäftigt er sich hobbymäßig mit Astronomie und hat eigens dafür Spiegelteleskope gebaut. Seit einigen Jahrzehnten waren diese modernen optischen Geräte auf dem Markt und angeregt durch die neuen Erfindungen hat er sich selbst an dieser Technik ausprobiert. Die Durchmesser seiner Teleskope wurde immer größer – und damit die Auflösung der damit erkennbaren Himmelsbereiche immer schärfer. Sein Bruder Alexander und seine Schwester Caroline waren gleichfalls fasziniert von dem, was sie durch die geschliffenen Linsen sehen konnten und unterstützten ihn. In der Nacht vom 13. auf den 14. März 1781 war er jedoch alleine, als er einen leuchtenden Punkt am Himmel entdeckte, der dort eigentlich nicht sein dürfte. Ein Komet wahrscheinlich, dachte er. Doch nur kurze Zeit später wurde er gewahr, was er hier wirklich gesehen hatte: einen bis dato unbekannten Planeten!
Die ganze Wissenschaft war innerhalb weniger Monate in heller Aufregung. Nicht nur die Gelehrten, auch das einfache Volk und die Regenten sprachen darüber: ein neuer Planet soll an unserem Himmel seine Kreise ziehen? Unvorstellbar! Seit Anbeginn der Zeit konnte man die Bahnen der sieben ehrwürdigen Wandelsterne beobachten: Sonne, Mond, Merkur, Venus, Mars, Jupiter und als letzter, quasi die Grenze zur unerforschbaren Sphäre bildend, Saturn. Ein stabiles System, in der Erinnerung der Menschen seit Anbeginn unveränderlich. In diese Ordnung bricht ein neuer Planet ein. Er zerstört somit die bestehende Struktur und bringt das ganze Weltbild durcheinander. Unvorstellbar! Alles kommt durcheinander. Und hinter den bisherigen Grenzen öffnen sich neue Räume; das Unbekannte.
Wenn man dieses Empfinden jener Zeit versucht nachzuspüren kriegt man eine Ahnung davon, welche Aufgewühltheit mit diesem Planeten einhergeht. Inzwischen ist viel Zeit vergangen, der damals neue Planet hat einen festen Namen: Uranus. Sein Entdecker, Friedrich Wilhelm Herschel, wurde buchstäblich über Nacht berühmt und aufgenommen in den Kreis der ehrwürdigen Astronomen und der Royal Society.
Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit
Uranus, der 1781 noch keinen Namen hatte, hat auch in der Astrologie seinen Platz erobert. Auch hier hat er zunächst für Chaos gesorgt. Heute wissen wir, dass dies auch eine seiner Aufgaben ist: Unordnung zu stiften. Er ist ein Symbol für das Neue, für den Aufbruch, die Erweiterung. Er zeigt, wo wir bestehende Grenzen überwinden können oder sollen und wo wir gewohnte Schemata verlassen. In die Zeit seiner Entdeckung fällt auch der Vorabend der Französischen Revolution. Diese datieren wir auf 1789. Hier zeigt sich auf gesellschaftlicher Ebene, was Aufbruch und Erneuerung auch bedeutet: nämlich Revolution oder, gemäß dem Motto der Französischen Revolution, Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. Tatsächlich sind dies die drei großen Begriffe, die wir in der Astrologie ebenfalls mit Uranus in Verbindung bringen. Wer das Wesen der Synchronizität verstanden hat wundert sich nicht, dass die Entdeckung des Uranus zeitgleich zusammen fiel mit dieser gesellschaftlichen Umbruchsstimmung.
Freiheit ist überhaupt der vielleicht wichtigste Deutungsbegriff, wenn wir Uranus in der Astrologie erfassen wollen Dazu gehört auch die Fähigkeit, eine Vision zu entwickeln. Zugleich geht das einher damit, dass man sich vom Bestehenden distanziert. Da man Abstand zu gewohnten Systemen nehmen möchte und die alten Zöpfe abschneiden, bugsiert man sich in eine Sonderrolle hinein. Man kann nicht gleichzeitig geniale Ideen für die Zukunft realisieren wollen und das Establishment bewahren.
In jedem Horoskop finden wir den Planeten Uranus mit eingezeichnet. Wir können sagen: in jedem Menschen steckt ein kleiner Revolutionär, ein Teil ,der aus der Art schlägt und die Fesseln sprengen möchte. immer wieder gibt es einen Lebensbereich, in dem wir uns neu erfinden müssen, in dem wir in bestehende Strukturen nicht so recht hinein zu passen scheinen. Uranus ist ein Antreiber zu Entwicklung und Erneuerung. Ein Visionär in uns, der weiß, dass es in bestimmten Bereichen noch viel weiter gehen kann, als wir uns vorzustellen wagen. Wo und auf welche Art und Weise sich das zeigt, ist von Horoskop zu Horoskop verschieden. So hängt dies davon ab, in welchem Horoskophaus sich Uranus befindet, in welchem Tierkreiszeichen er sich aufhält und auch, ob er Aspekte mit anderen Planeten eingeht.
Uranus in den 12 Horoskophäusern
Mit Uranus in Haus 1 haben wir die Aufgabe, uns als völlig eigenständige Persönlichkeit darzustellen. Wir werden immer wieder in Lebenssituationen geraten, aus denen es sich zu befreien gilt. Mit dieser Konstellation wird man nicht einen Stil sein Leben lang pflegen, sondern immer wieder auf der Suche sein, sich neu zu erfinden.
Steht Uranus in Haus 2 geht es darum, Wertevorstellungen anderer nicht kommentarlos zu übernehmen, sondern diese umzuwälzen und auf den Kopf zu stellen. Auf materielle Bindungen verzichten daher viele Menschen mit dieser Konstellation und schockieren Kapitalisten mit kritischen Fragen zum bestehenden Geld- und Wertesystem.
Wer Uranus in Haus 3 hat wird Provokateur auf ganz anderer Ebene: dem Denken. Man erlaubt es sich, die Dinge aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten und treibt oft damit bereits als Schüler seine Lehrer in den Wahnsinn. Stupides Auswendiglernen funktioniert gar nicht.
Über Menschen mit Uranus in Haus 4 sagt man, sie hätten Angst vor Nähe. Das kommt daher, weil sie sich mit üblichen Formen des Zusammenlebens nicht abfinden wollen, sondern nach neuen Modellen suchen und diese ausprobieren. Sie sind fasziniert von Patchwork-Familien, Kommunen, gehen eher geistige Beziehungen ein und sind meist frühe Nestflüchter.
Wer Uranus in Haus 5 hat wird seine eigene Kreativität als Befreiungsakt verstehen. Mit Spielfreude wird die Welt als großes Abenteuer betrachtet, bei dem man seine eigene Persönlichkeit ausloten kann. Vielem Menschen mit dieser Konstellation fallen beim Flirten auf, weil sie sich nicht an die üblichen Spielregeln halten.
Erneuerer sind auch Menschen mit Uranus in Haus 6; nämlich in Bezug auf die Arbeitswelt. Sie schaffen Verbesserungen, da sie schneller als andere die Vorzüge neuer Techniken und Arbeitsweisen erkennen. In Unternehmen bringen sie die Firma up to date. Was sie gar nicht ertragen sind enge Vorgaben von der Chefetage.
Mit Uranus in Haus 7 sind einem gleichberechtigte, freie, faire und brüderliche Beziehungen wichtig. Man braucht ein gehöriges Maß an Freiheit innerhalb bestehender Partnerschaften und fordert dies auch von seinem Schatz ein. Gut möglich, dass ganz neue Beziehungsstrukturen dabei entstehen.
Uranus in Haus 8 ist ein innerer Motor, an den Tabu-Themen der Gesellschaft zu rühren. So könnte man beispielsweise einen neuen Umgang mit Tod und Sterben fordern und dabei mit gutem Beispiel voran gehen. Darüber hinaus will man auf Festlegungen aller Art verzichten entsprechend widerwillig lässt man sich daher auf Verträge ein.
Durch Uranus in Haus 9 erhält man die Gabe, sein ganz individuelles Weltbild zu zimmern. Die damit verbundene Aufgabe lautet: Integriere die durch deine Eigenart entwickelten Erkenntnisse in das Leben. Oft geht dies mit einem gewissen Misstrauen gegenüber bestehenden Philosophien und Religionen einher.
Wer Uranus in Haus 10 hat tut sich mit seiner Karriere schwer. Denn sich auf einen Beruf festzulegen scheint nicht möglich. Kein Wunder: geht es schließlich darum, eine ganz eigene Berufung zu entwickeln. Vorgegebene Wege passen dabei nicht. Das höhere Ziel dabei ist, Individualität und Gesellschaft zusammen zu führen.
Mit Uranus in Haus 11 geht man auf Distanz zu Vereinigungen, Organisationen, Parteien und ähnlichen Gruppen. Man möchte seine Eigenständigkeit behalten und bewegt sich in mehreren Freundeskreisen, die oft miteinander wenig Berührungspunkte haben. Somit trainiert man, jedes System auch kritisch hinterfragen zu können, da mit sich nicht mit einer Gruppenmeinung identifizieren muss.
Bei Uranus in Haus 12 ist man aufgefordert, seinen eigenen Zugang zur Spiritualität zu entwickeln. Dabei ist man offen für Abwege und beschäftigt sich auch mit den Randfiguren der Gesellschaft. Viele Menschen mit dieser Konstellation brechen zudem mit langen Familientraditionen und identifizieren sich mit dem der Figur des Ausbrechers.
Service
Falls Sie nicht wissen, in welchem Horoskophaus sich Ihr eigener Uranus befindet, senden Sie mir einfach eine Mail an info@lebendige-astrologie.de. Ich antworte Ihnen kostenfrei. Alles, was ich benötige ist Ihr Geburtsdatum, Ihr Geburtsort und die Uhrzeit Ihrer Geburt.
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