„Ein großes rundes Tuch, fast vier Meter Durchmesser, liegt auf dem Boden. Darauf kleinere Filzkreise mit Symbolen. Zum Teil stehen Menschen auf diesen Symbolen und sprechen miteinander. Sie äußern Gefühle und Bedürfnisse, aber auch körperliche Empfindungen wie Hitze oder Kälte.“
So in etwa könnte eine sehr nüchterne Beschreibung einer Horoskopaufstellung aussehen, wenn jemand von außen schaut, der nicht weiß, worum es eigentlich geht.
Bei einer Horoskopaufstellung wird das kreisrunde Geburtsbild mit verschiedenen Faktoren wie Planeten oder Aszendenten auf dem Boden ausgelegt. Es ist das Horoskop der Hauptperson, um die es geht. Immer gibt es ein Anliegen: Was soll genau betrachtet werden? Berufliche Wünsche, wiederkehrende Beziehungsmuster, innere Glaubenssätze, anhaltende körperliche Beschwerden, selbst gestellte Stolperfallen, festgefahrene Probleme? Das alles ist möglich.
Der Einstieg in die Aufstellung erfolgt je nach Thema unterschiedlich. In der Regel schaut die Person, deren Horoskop ausgelegt ist, über weite Teile der Sitzung zu. Sie beobachtet quasi ihr eigenes Leben, ihr eigenes Ich wie ein Theaterstück. Dieses Zuschauen führt zu neuen Erkenntnissen und einer Katharsis.* Stellvertreter/innen „spielen“ ihre inneren Stimmen. Doch sie „spielen“ nicht im eigentlichen Wortsinn. Es ist keine Maskerade. Man braucht als Stellvertreter/in daher auch kein schauspielerisches Talent – eine Stellvertreterrolle kann jeder Mensch einnehmen! Als Stellvertreter/in bei einer Horoskopaufstellung, die manchmal auch Planetenaufstellung genannt wird, fühlen Sie sich vielmehr ein in die Energie der Horoskop-Faktoren, die Sie repräsentieren. Sie geben den verschiedenen Persönlichkeitsanteilen eine Stimme. Astrologiekenntnisse sind dafür nicht erforderlich. Wichtiger ist es, dem Spüren im Augenblick eine Chance zu geben.
Jeder, der schon einmal an einer Aufstellung teilgenommen hat (sei es nun Horoskop-, Familien- oder Organisationsaufstellung), kann die erstaunliche Erfahrung bestätigen, dass Stellvertreter in ihre neue Rolle eintauchen. Bilder und Assoziationen tauchen auf, Bewegungen, körperliche Empfindungen, die die Person, um die es geht, genau kennt – ohne dass die Stellvertreter darüber informiert waren. Wie ist das möglich? Naturwissenschaftlich ist diese Frage unbeantwortet. Wir können es derzeit nur so erklären, dass ein Energiefeld entsteht, in dem die Stellvertreter die unterschiedlichen Resonanzen aufgreifen.
Ziel einer jeden Horoskopaufstellung ist es, innere Blockaden aufzuspüren und sichtbar zu machen; und natürlich diese aufzulösen. Im Unterschied etwa zu Familienaufstellungen bleiben wir bei einer Horoskopaufstellung im eigenen Persönlichkeitssystem. Die „Welt da draußen“ wird nicht mehr für eigene Unzulänglichkeiten verantwortlich gemacht. Wir gehen mit der Aufmerksamkeit dort hin, wo wir den größtmöglichen Einfluss auf Veränderung und Verbesserung haben: direkt zu uns selbst.
Stehen sich die unterschiedlichen Bedürfnisse und inneren Überzeugungen eines Menschen gegenüber, symbolisiert durch die Planeten bzw. ihre Stellvertreter, so können sie in Interaktion treten. Nicht aber in der bekannten Weise durch Niederbrüllen, Ablehnung, Arroganz, Verweigern, Totreden oder anderen destruktiven Mechanismen. Sondern nun geht es darum, jedem Bedürfnis die entsprechend erwünschte Würdigung zukommen zu lassen. Erst wenn alle Teile der menschlichen Psyche an einem Strang ziehen, steht uns eine ungeheuerliche Energie zur Verfügung, die wir nutzen können, um unser Leben glücklich zu gestalten. Durch gezielte Fragen und kleine Aktionen, durch Energieaustausch und Stärkung der Eigentümlichkeiten werden alle inneren Stimmen ins rechte Licht gerückt. Dafür stehen dem Leiter der Horoskopaufstellung zahlreiche Interventionsmöglichkeiten zur Verfügung, die Bezeichnungen tragen wie „Puffern“, „Doppeln“, „Sonden schicken“ oder „Verstärken“.
Am Ende einer Sitzung steht ein neues Bild. Das alte innere Bild der Hauptperson wurde – mit Mitwirkung der Hauptperson, dem Workshopleiter und der Stellvertreter/innen – sanft und tiefgründig verändert. Gerade so, wie es hilfreich ist, um selbst wieder in die Kraft zu kommen. Horoskopaufstellungen sind nämlich keine Brachialmethode. Hier wird niemand zu Gefühlsäußerungen oder zu harten Konfrontationen gezwungen. Die Veränderungen geschehen sanft – und sind, wie Teilnehmerinnen immer wieder berichten, trotzdem (oder deswegen?) erstaunlich wirkungsvoll. Manchem ist durch einen solchen Workshop ein entscheidender Durchbruch gelungen. Ein Folgegespräch, das mehrere Wochen nach der Aufstellung geführt wird, dient dazu, die im Alltag erlebten Veränderungen und Neuerungen noch besser verstehen und in sein Leben integrieren zu können.
Horoskopaufstellungen sind Lösungsbilder, um die eigenen Kräfte mehr zur Geltung zu bringen. Oder, wie es eine Teilnehmerin mal formulierte: „Man ist neu ausgerichtet. Getuned in seiner Frequenz, wie ein Radio. Die eigene Wellenlänge summt deutlicher. Holger führte uns sanft dahin, die eigene Kraft anzuschauen.“
Buchtipp
Holger A. L. Faß: Praxisbuch Horoskopaufstellung. Den eigenen Bedürfnissen begegnen – sich selbst besser verstehen. ISBN 973-3-937077-29-4. Erhältlich über www.astronova.com oder direkt beim Autor (18,90 Euro + 2,- Euro Versand).
Horoskopaufstellung selbst erleben
Der nächste Tagesworkshop Horoskopaufstellung findet am 4. Oktober 2020 statt.
Bericht einer Teilnehmerin
Seit vielen Jahren plagt mich das Gefühl, nutzlos zu sein. Ich tue und tue, aber behalte immer einen schalen Geschmack zurück: egal wie sehr ich mich auch anstrenge, ich bin überflüssig. Die Astrologie lehrte mich, dass dies mit Neptun im sechsten Haus zusammenhängen kann. Aber wie damit umgehen?
Bei einer Horoskopaufstellung von Holger Faß will ich mir dies genauer ansehen.
Ich bin etwas aufgeregt, dass ich als erste „dran“ bin. Zunächst fordert er mich auf, zu erzählen, worum es geht. Dann wird mein Horoskop in der Raummitte ausgelegt. Ich schaue es mir an. Es kommt mir bekannt vor. Aber es ist so groß. Ich kann immer nur einen Teil des Horoskops mit meinen Augen erfassen.
Holger bittet mich in das Horoskop und ich soll vom Aszendenten durch die Häuser gehen. Wo ich etwas spüre, soll ich stehen bleiben. Ich bin aufgeregt, weiß gar nicht, ob ich überhaupt etwas spüren kann. Als ich an Neptun vorbeispaziere merke ich jedenfalls nichts. Am MC hingegen auf einmal eine Blockade, so, als könne ich nicht mehr weitergehen. Dick und fett liegt Venus am Boden. Nun holt mich Holger aus dem Horoskopkreis heraus und ich setze mich an den Rand und suche eine Stellvertreterin für Venus aus. Die Frau geht in das Horoskop. Nachdem sie eine Weile auf der Venus-Position steht, wird ihr sehr kalt. Ich kenne das; ich bin auch eine Frostbeule. Durch gezielte Fragen und Vorschläge ist ihr Holger behilflich, Wärme zu finden. „Venus“ probiert verschiedenes aus und dabei stellt sich heraus, dass Mars im ersten Haus von ihr als störend empfunden wird. Ich suche einen Mars-Stellvertreter. Zwischen beiden entsteht sofort eine Spannung, wie im Horoskop, wo sie über ein Quadrat miteinander verbunden sind. Dabei fühlt sich „Mars“ stark und kräftig und wird richtig ein bisschen wütend, auf die schwache und fröstelnde „Venus“. Im weiteren Verlauf gelingt es Holger, die beiden miteinander zu versöhnen, ohne dass einer seine Position aufgeben muss. Ich nehme nun wieder die Venus-Position ein und es fühlt sich deutlich besser an, als am Anfang. „Mars“ lächelt herüber. Mir wird klar, dass ich mich selbst behindert und ausgebremst habe. Das Gefühl von Nutzlosigkeit ist gar kein Neptun-Thema, sondern hat damit zu tun, dass die an höchster Stelle stehende Venus nicht zur Geltung kommt. Ob sie will oder nicht, muss sie mit Mars zusammenarbeiten und nicht gegen ihn. Einen ersten Eindruck davon habe ich durch die Horoskopaufstellung erhalten. Es ist ein schönes Gefühl. Und eine gute Orientierung. Es macht mir Mut. In diesem Sinne war die Horoskopaufstellung wie eine intensive, nicht-kopfmäßige Horoskopdeutung. Und ich habe mehr erhalten, als eine Diagnose: nämlich einen möglichen Lösungsweg.
Erika Steinbauer
Fußnote
* Im antiken Drama und in der Psychologie nennt man eine innere, seelische Reinigung eine Katharsis. Oft ausgelöst, durch das Miterleben dessen, was man sich anschaut.