Vor 90 Jahren: An Weihnachten geht das Licht aus
An Weihnachten vor 90 Jahren ließen ein paar Manager internationaler Firmen ihre Familien im Stich und trafen sich stattdessen zu einem Tête-à-Tête in Genf. Die Manager vertraten dabei alle seinerzeitigen großen Hersteller von Glühlampen und das, was sie dort auf ihrem Weihnachtstreffen besprachen, ist heute als „Glühbirnenkartell“ oder „Phoebuskartell“ bekannt. Ziel des Treffen war es, Absprachen zu treffen, die den einzelnen, eigentlich miteinander konkurrierenden Firmen, Absatzmärkte sicher sollten. Ob Osram, General Electric oder Philips: alle Firma produzierten Glühbirnen und man wollte sicherstellen, damit auch in den nächsten Jahrzehnten gut zu verdienen.
In diesem Zusammenhang wurde auch über die Lebensdauer der Glühbirne gesprochen. Die Kartellmitglieder einigten sich darauf, die Lebensdauer auf 1000 Stunden Brennleistung zu begrenzen. Technisch waren damals bereits deutlich längere Leistungszeiten realisierbar. Vor den Kartellabsprachen betrug die durchschnittliche Lebensdauer eine Glühbirne bereits das doppelte, also ca. 2000 Stunden Glühleistung. Der Sinn der Reduzierung ergibt sich aus kapitalistischen Interessen: je eher eine Glühbirne ihren Dienst versagt, um so eher muss der Konsument eine neue Birne kaufen. Die Kosten für die ökologischen Schäden (Entsorgungsproblematik) übernimmt der Staat, also der Steuerzahler. Insofern muss sich das gewinnorientierte Unternehmen darum nicht kümmern, sondern strebt die Obsoleszenz an; genauer gesagt: die geplante Obsoleszenz.
Mit diesem Begriff beschreibt man die absichtsvoll herbeigeführte Verkürzung der Lebensdauer eines Produktes. Die Waren werden also schneller kaputt, als es technisch notwenig wäre. Heute kennen wir geplante Obsoleszenz bei vielen Geräten:
- lässt der eingebaute Akku der elektrischen Zahnbürste oder des Smartphones nach, müssen Sie gleich ein komplett neues Gerät kaufen, da ein Austausch nicht möglich ist
- Software veraltet bereits in dem Moment, in dem Sie es auf Ihrem Computer installieren – Folgeupdates und der Kauf der nächsten Version sind erforderlich
- Koffer haben Sollbruchstellen, so dass sich der Griff alsbald löst – ihn wieder anzubringen ist aufwendiger und teurer, als gleich einen neuen Koffer zu kaufen
- Drucker besitzen eingebaute Zählerchips, die den Drucker stilllegen, sobald eine bestimmte Anzahl gedruckter Seiten erreicht ist
- die Funktionsdauer der Waschmaschinen ist seit den 90er Jahren von durchschnittlich 12 Jahren Lebensdauer auf sechseinhalb Jahre gesunken
- und so weiter und so fort
Viele, die sich mit geplanter Obsoleszenz beschäftigen, sehen das Glühbirnenkartell als Startpunkt dieser Wegwerfpolitik an. Kartellmitglieder, die Glühbirnen mit längeren Laufzeiten auf den Markt brachten, wurden intern mit empfindlichen Geldstrafen belegt. Wie Unterlagen belegen, blieben die Firmen aber straffrei, wenn sie Birnen auf den Markt brachten, die bis zu 200 Stunden weniger lang glühten. Nach außen durfte von all dem natürlich nichts ans Licht kommen. So hieß es in einem internen Papier: „Die Propaganda soll dahin gehen, dass der Eindruck entsteht, es gäbe eine Konkurrenz zwischen den Lampen-Fabriken.“ Und: „Die Wahl der Mittel bleibt jedem Mitglied vorbehalten, da es wünschenswert erscheint, dass keine Einheitlichkeit nach außen besteht.“ Das Kartell war illegal. In den 40er Jahren flog es auf. Die an den Absprachen beteiligten Firmen wurden zum Teil vor ordentlichen Gerichten für ihr Tun verurteilt.
Konstellationen Weihnachten 1924
Schauen wir uns die Zeit vor 90 Jahren astrologisch an. Während außerhalb der Besprechungsräume die Wiederkehr des Lichts gefeiert wurde, verabredeten die Glühbirnenhersteller die Dunkelheit. Den Tag genau wissen wir nicht – wohl aber, dass das Treffen an den Weihnachtsfeiertagen 1924 stattfand. Besondere Beachtung finden die langsam laufenden Planeten. Während der Kartellabsprachen befand sich Pluto im Zeichen Krebs in einer Verbindung zu Uranus. Letzterer steht in der astrologischen Symbolsprache für Elektrizität und elektrische Geräte, auch für die Glühbirne. In Verbindung zu Pluto, dem „Hüter des Schattenreichs“ wird eine „Verschattung“ deutlich. In der Regel deuten wir dies psychologisch als Themen, die tabuisiert werden, nicht öffentlich ausgesprochen werden dürfen und verdrängt werden. Doch in diesem Fall kann man die Übersetzung ganz wortwörtlich verstehen. Saturn stand an diesem Weihnachtsfest zugleich im Zeichen Skorpion. Saturn steht stellvertretend für Autoritäten, Manager und Firmenchefs; das Zeichen Skorpion wiederum für das Verborgene, das Geheimnis, die Intrige. In diesem Fall also nicht die Intrige gegeneinander, sondern gemeinsam gegen die Kundinnen und Kunden. Besonders auffällig finde ich, dass während der Kartellabsprachen am Himmel eine Konjunktion von Jupiter und Sonne zu sehen war. Eigentlich etwas, das viele Astrologen als Glückskonstellation ansehen; alleine deswegen, weil Jupiter gerne als „großes Glück“ interpretiert wird. Doch damit beleuchten wir nur eine Facette dieses Planeten. Eine Jupiter-Sonne-Verbindung trägt vielmehr eine große Glückserwartung in sich, gepaart mit Allmachtsphantasien und Überheblichkeit. Man will seine eigenen Gesetze machen und zwar dergestalt, dass man auf jeden Fall als Gewinner hervorgeht. Dazu passt auch der rückläufige Merkur – man rückt von dem geschriebenen Gesetz ab und legt neue Sprachregelungen und Absprachen vor. Zum Thema Licht gehört auch das Tierkreiszeichen Löwe. Dort befand sich seinerzeit der Planet Neptun. Die astrologische Fachliteratur bezeichnet ihn als Planeten des Geheimnisses, der Vertuschung und Vernebelung, auch der Auflösung und Enttäuschung.
Astrologie ist mehr als die Betrachtung eines Augenblicks. Schauen wir uns daher an, was mit diesem Ausgangshoroskop weiter passiert. Das Kartell löste sich auf, als Chiron als Transit über den oben erwähnten Neptun ging; Chiron als die Wunde oder besser gesagt: als der Finger, der in die schmerzende Wunde gelegt wird. Chiron zeigt eine Dünnhäutigkeit an. Je nach dem, welches Horoskopthema er im Transit berührt, wird man an dieser Stelle verletzbar. Der Kartellauflösung folgte eine Anlage der US-Regierung gegen beteiligte Firmen. Der Prozess zog sich sehr lange hin; elf Jahre! Am Ende, als die Verurteilung anstand, befand sich schließlich Transit-Pluto auf dem oben erwähnten Neptun. Kurz zuvor war Chiron als Transit über die Sonne-Jupiter-Verbindung gelaufen; vermutlich war dies der Zeitpunkt, da den Angeklagten klar wurde, dass sie aus der Nummer nicht mehr ohne Federn zu lassen rauskommen würden. Nehmen wir das Glühbirnenkartell von 1924 als Sinnbild und Startschuss für eine in alle kommerziellen Bereich hineinragende Haltung der Befürwortung geplanter Obsoleszenz, so können wir natürlich auch die heutigen Transite dazu in Betracht ziehen. Wie geht es der Idee der geplanten Obsoleszenz heute?
Pluto, der seinerzeit im Zeichen Krebs weilte, ist inzwischen durch den halben Tierkreis gewandert. Besonders interessant: das Thema „Produzieren für die Müllhalde“ kam in Deutschland verstärkt in die Medien, als Pluto als Transit über die Sonne-Jupiter-Konjunktion des Kartell-Horoskops lief. Eine der stärksten bürgerschaftlichen Bewegung gegen geplante Obsoleszenz ist die gemeinwohlorientierte Verbraucherorganisation „Murks? Nein Danke!“ wurde in dieser Phase ins Leben gerufen. Sie ging im Februar 2012 schließlich online, als Pluto exakt in Konjunktion zu Merkur stand. Merkur, der ja nicht nur als Zwillinge-Merkur Repräsentant der Kommunikation ist, sondern auch als Jungfrau-Herrscher für Praktikabilität steht, war ja in dem Kartell-Horoskop rückläufig. Die technischen Machbarkeiten wurden also zurück geschraubt. Läuft Pluto über diesen Planeten ist es so, als würde Gras, was über eine Sache gewachsen ist, wieder weggerupft – der eigentliche Skandal, das eigentliche Manko kommt erneut zu Tage.
Vor 100 Jahren: Stille Nacht
An Heilig Abend vor 100 Jahren gab es auch eine wichtige Pluto-Konstellation. Diesmal war Mars mit von der Partie. Mars und Sonne standen in Konjunktion am Anfang des Zeichens Steinbock und Pluto exakt in Opposition, Anfang des Zeichens Krebs. Eine Konstellation, die an eine kriegerische Auseinandersetzung denken lässt, denn sowohl Sonne, Mars und Pluto haben etwas mit dem eigenen Willen und der eigenen Durchsetzung zu tun. Darüber hinaus steht Mars auch archetypisch für den Krieger, den Kämpfer, den Soldaten, Pluto für kollektiven Wahn, Gräueltaten und Gewalt. Doch die Opposition darf nicht automatisch konfrontativ gedeutet werden. Wir bringen daher In unserer Astrologieschule unseren Teilnehmer/innen immer wieder bei, dass man sich nicht nur beim Show-down Aug in Aug gegenüber steht, sondern auch die Liebenden sich frontal aufeinander zu bewegen. Opposition bedeutet erst einmal nur: die volle Aufmerksamkeit erhält mein Gegenüber.
In Flandern, wo sich 1914 Briten und Deutsche während des ersten Weltkrieges bekämpften und gegenseitig umbrachten, änderte sich an den Weihnachtsfeiertagen die Stimmung. Als Mars, Sonne und Pluto in die besagte Opposition hinein liefen, wurde einigen Soldaten offenbar bewusst (Sonne), dass sich hier manipulierte Männer (Mars – Puto) bekämpften, die doch auch viel gemeinsam hatten: zum Beispiels teilten sie die Sehnsucht nach ihren Liebsten. Statt sich weiter zu beschießen wurde ohne Absprache und ohne offizielle Genehmigung eine weihnachtliche Waffenruhe eingeleitet. In Deutschland kennen wir sie heute unter dem Begriff „Weihnachtsfrieden“. Leider ist die Dokumentenlage dieses Ereignis betreffend mau, so dass wir heute nicht mehr mit Gewissheit sagen können, ob es jenes sagenumwobene Fußballspiel inmitten des Schlachtfeldes zwischen britischen und deutschen Soldaten wirklich gegeben hat. Einige Augenzeugen haben wohl davon erzählt. Sicher ist, dass man die Waffen niedergelegt hatte und der Feind kein Feind mehr war, sondern als Mitmensch, als Freund gesehen wurde. Und Freunde erschießt man nicht. Solch eine Operation darf man sich nicht als leichtfertige Angelegenheit vorstellen. Denn Frieden mit dem Feind galt beidseitig als Hochverrat und jeder junge Mann, der da als Kanonenfutter an die Front geschickt wurde, musste damit rechnen, von eigenen Kameraden erschossen zu werden, wenn man ihm eine Beteiligung an solch einer Waffenruhe nachweisen würde. Auch dies übrigens ein Grund, warum es so wenig Material dieser Episode gibt. Es war daher wichtig, Schweigen zu bewahren – denn man verweigerte die Ausführung von Befehlen aus höchster Hierarchieetage. Dies lässt sich auch astrologisch ablesen; an den Weihnachtstagen 1914 gab es zugleich eine Merkur-Saturn-Opposition. Dabei stand Merkur im weltoffenen Zeichen Schütze; eine Konstellation, die ohnehin für Völkerverständigung steht. Die Opposition zu Saturn zeigt die Vorsicht an, die mit dieser Völkerverständigung einher ging – und auch das Oppositionsverhalten zu den Autoritäten (Saturn).
Und Weihnachten 2014?
2014 zeigt der Himmel wieder eine wichtige Pluto-Stellung an. Dieses Jahr geht Merkur eine Verbindung mit Pluto an den Feiertagen ein. Oft eine Konstellation, die mehr Wahrhaftigkeit fordert; aber dabei auch manchmal über die Grenzen des ethisch vertretbaren hinaus schießt. Im Gepäck hat Pluto die Quadratur zu Uranus, die uns ja schon lange begleitet und vielen Menschen zu radikalen Umwälzungen in ihrem Leben drängt; vor allem denjenigen, deren Horoskope wichtige Faktoren in den Zeichen Widder, Krebs, Waage und Steinbock aufweisen. Mit diesen Konstellationen, kombiniert mit einer Opposition zwischen Jupiter und Mars, sieht es 2014 leider wieder etwas kriegerisch aus. Doch die Geschichte lehrt uns, dass nicht jedes Konflikthoroskop auch gewaltsam umgesetzt werden muss. Wahrhaftigkeit kann auch anders zum Ausdruck gebracht werden – ohne Verbalangriffe gegen Flüchtlinge, andere Staaten oder die Menschen, die man sonst auf einen „Feindesstatus“ hin reduziert. Wahrhaftigkeit kann eben auch heißen, sich selbst gegenüber ehrlich zu werden und zu erkennen (Opposition), ob man seine Kräfte (Mars) in einen sinnvollen Dienst (Jupiter) stellt oder nicht.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein erkenntnisreiches Weihnachtsfest, für das neue Jahr viel weniger Murks und stattdessen mehr Reperaturmöglichkeiten, falls mal etwas kaputt gehen sollte und natürlich Frieden; und zwar Frieden mit Ihren Feinden!
Zum Weiterlesen
Glühbirnenkartell
http://diepresse.com/home/wirtschaft/hobbyoekonom/1382381/GluhbirnenKartell_Der-geplante-Defekt
http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/verschwoerungstheorien-der-wirtschaft-das-gluehbirnen-kartell-a-848406.html
http://www.taz.de/!27825/
Geplante Obsoleszenz
http://www.n-tv.de/wissen/Geplante-Obsoleszenz-article6582066.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Geplante_Obsoleszenz
https://de.finance.yahoo.com/nachrichten/geplante-obsoleszenz-–-kaufen-für-den-schrotthaufen.html
http://www.murks-nein-danke.de/
Weihnachtsfrieden 1914
http://de.wikipedia.org/wiki/Weihnachtsfrieden_(Erster_Weltkrieg)
https://www.youtube.com/watch?v=NWF2JBb1bvM
http://www.welt.de/videos/article135508339/Soldaten-erinnern-an-Weihnachtsfrieden-1914.html
Bildmaterial:
Glühbirne: CC0 Public Domain Comfreak via pixabay
Soldaten: Von Robson Harold B – This is photograph Q 50719 from the collections of the Imperial War Museums., Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5578315
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