Nun: Eratosthenes müssen Sie nicht kennen. Er lebte vor ca. 2200 Jahren und war als Astronom und Astrologe tätig. Eine bisweilen fast feindselige Trennung dieser Wissenschaften, so wie wir sie heutzutage kennen, gab es damals nicht.
Eratosthenes’ Berechnung hängt mit der Sommersonnenwende zusammen, also dem Zeitpunkt, da die Sonne ihren höchsten Stand im Jahreslauf erreicht. Bereits damals hatte er einen Verdacht – einen Verdacht, der für seine Zeitgenossen schier undenkbar war: die Erde sei eine Kugel. Nun wollte er den Umfang der Erdkugel bestimmen.
Eratosthenes lebte in Griechenland – genauer gesagt in Alexandria. Einige hundert Kilometer südlich davon entfernt befand sich die Stadt Syene, dem heutigen Assuan (Ägypten). Im Gespräch mit Kollegen hatte er etwas Banales und doch Bemerkenswertes erfahren. Man hatte ihm berichtet, dass zur Sommersonnenwende, wenn die Sonne ihren Höchststand erreichte, sie sich direkt von oben in einem Brunnen spiegelte. Die Sonne befand sich also exakt kerzengerade über Syene. Über Syene also mußte die Sonne in diesem Moment im Zenit stehen. Zur gleichen Zeit, nämlich als die Sonne während der Sommersonnenwende ihren Höchststand in Alexandria erreichte, war dies allerdings nicht der Fall. Von Alexandria aus betrachtet, stand die Sonne nicht im Zenit. Sie stand sozusagen „ein bisschen schräg“ und hätte sich nicht direkt von oben in einem Brunnen spiegeln können. Das machte den Astro-Forscher stutzig.
Zwischen dem Zenit und dem Sonnenhöchststand gab es eine Abweichung von 7,5 Grad. Eratosthenes stellte eine Formel auf. Er benutzte dabei diesen Winkel der Abweichung und die Entfernung zwischen den beiden genannten Städten. Daraus errechnete er auf Grundlage der Annahme, dass die Erde eine Kugel sei, ihren Umfang. Er kam dabei auf einen Wert von 39.500 Kilometer.
Was Eratosthenes vor mehr als 2200 Jahren nicht wußte war, dass die Erde auf ihrer Umlaufbahn um die Sonne um 23,5 Grad geneigt ist. Syene lag nun tatsächlich genau auf 23,5 Grad nördlicher Breite und insofern war hier die Sonne wirklich im 90 Grad Winkel von der Erde aus gemessen zu sehen – das heißt, sie stand genau am Himmel zur Mittagszeit über einem. Alexandria lag auf 31 Grad nördlicher Breite. Die Berechnung, die Eratosthenes angewendet hatte, war also nur mit den Beobachtungen und Messungen zur Sommersonnenwende möglich.
Übrigens verblüfft die Genauigkeit seines Ergebnisses selbst moderne Wissenschaftler: Der exakte Erdumfang, gemessen am Äquator beträgt 40.075 Kilometer. Die Abweichung des Eratosthenes beträgt gerade mal eineinhalb Prozent! Und das zu einer Zeit, da man keine sehr genauen Kilometerangaben bezüglich der Entfernung beider Städte vorliegen hatte.
Astronomie und Astrologie sind aus der Beobachtung hervorgegangen. „Kleinigkeiten“ wurde besondere Beachtung geschenkt. Wenden auch Sie den Blick immer wieder in den Himmel und betrachten Sie aufmerksam die Prozesse der Natur. Sie werden daraus die Gesetzmäßigkeiten des Lebens ableiten können: die physikalischen ebenso wie die spirituellen.
Ich wünsche Ihnen dabei viel Erkenntnis!