Schläfst Du besser auf dem Bauch als auf den Rücken? Oder ist die linke Seitenlage angenehmer als die rechte? Winkelst Du beim Sitzen die Unterschenkel nach hinten an? Isst Du lieber mehrere kleine Mahlzeiten den Tag über verteilt als drei große zu festen Zeiten? Bevorzugst Du kohlenhydratreiche Kost? Wenn Du eine schwere Umhängetasche trägst: schulterst Du diese links?
Falls Du die Mehrheit dieser Fragen mit Ja beantwortet hast, bist Du vermutlich ein Ausatmer / eine Ausatmerin. Wer jetzt oft Nein gesagt hat, zählt wahrscheinlich zu den Einatmer:innen. Beides hat mit Deinem Geburtsmoment zu tun.
Erde, Mond und Sonne – ter, lu und sol
Die Idee von Ein- und Ausatmern geht auf den Violinisten Erich Wilk sowie das Ärztepaar Charlotte und Christian Hagena zurück. Wilk beobachtete, dass es zwei verschiedene Arten gab, den Geigenbogen zu halten: während manche Musiker:innen den Bogen mit geknicktem Handgelenk führten, hielte andere den Bogen mit gebeugter Hand – beide erzielten damit technisch saubere Töne. Doch die „Handknicker“ konnten nicht mit gebeugter Hand spielen und umgekehrt. Außerdem beobachtete Wilk, dass er bei abnehmendem Mond beim Geigespielen unbedingt die Noten vor sich haben musste, während er beim zunehmenden Mond auf das Notenblatt verzichten konnte. All diese Beobachtungen motivierten ihn, persönliche Vorlieben und Mondphasen genauer zu untersuchen.
Auf Basis eines bipolaren Konstitutionsmodells haben er und das Ehepaar Hagena schließlich die Lehre der Terlusollogie entwickelt. Bei dem Begriff Terlusollogie, der inzwischen als Marke geschützt ist, handelt es sich um ein Kunstwort, das sich aus den Bestandteilen „ter“ für terra (Erde), „lu“ für luna (Mond) und „sol“ (Sonne) zusammensetzt. Ausgangspunkt ist also das Verhältnis von Sonne, Mond und Erde zu einem bestimmten Moment, nämlich dem Geburtsmoment eines Menschen. Die Ähnlichkeit zur astrologischen Vorgehensweise liegt auf der Hand.
Geprüft wird, ob bei der Geburt eine Mond- oder eine Sonnenbetonung vorlag. Dabei wird folgender Gedankengang zugrunde gelegt: Der Mond ist am kräftigsten, wenn er sich in seiner Gänze zeigen kann – also bei Vollmond. Bei Neumond hingegen verschwindet die Mondscheibe komplett und der Erdtrabant ist scheinbar nicht mehr vorhanden. In Zahlen ausgedrückt könnte man sagen: Vollmond ist 100% Mond. Bei Neumond hätten wir dann entsprechend 0 bzw. 1 % Mondenergie (die Null wird bei diesem Berechnungsmodell nicht verwendet). Ähnlich dem Mondzyklus wächst auch die Sonnenkraft stetig an, nämlich von der Wintersonnenwende am 21. Dezember, dem sonnenkürzesten Tag, bis zum sonnenlängsten Tag im Jahr, dem 21. Juni. Das ist vergleichbar mit der Zeit zwischen Neumond und Vollmond. Die Sommersonnenwende entspricht bildlich also der Vollmondsituation. Danach nimmt die solare Energie wieder ab, die Tage werden kürzer, die Kraft der Sonne schwächer bis wiederum zum Eintritt der Sonne in das Tierkreiszeichen Steinbock. Erneut in Prozenten ausgedrückt: Am 21. Dezember erhält die Sonne die Kraftquote 1%, zum Sommeranfang am 21. Juni hingegen erreicht sie 100%. In den Tagen dazwischen nimmt die Sonnenkraft kontinuierlich zu bzw. dann wieder kontinuierlich ab. Die Datumsangaben gelten für die nördliche Hemisphäre; auf der südlichen Erdhalbkugel muss man das natürlich anders herum angehen.
Daraus ergeben sich zwei Kurven; eine für den Mond und eine für die Sonne. Während die Sonnenkurve gemächlich an- und wieder abschwillt, pendelt die Mondkurve aufgrund des kürzeren Zyklus des Mondes häufiger zwischen den Werten 1 und 100 Prozent hin und her.
Sucht man sich nun einen beliebigen Tag in einem Kalenderjahr heraus, Deinen Geburtstag beispielsweise, so kann man anhand der oben genannten Kurven prüfen, wie viel Prozent Mondkraft und wie viel Prozent Sonnenkraft an diesem Tage geherrscht haben. Die Sonnenprozente sind dabei jährlich gleich; am 15. März eines jeden Jahres liegt der Wert beispielsweise bei 46%. Der Mondeinfluss ist jedoch wechselnd, weil sich eben nicht jedes Jahr der Mond am 15. März in der gleichen Mondphase befindet. Wie groß der Einfluss der beiden Lichter bei Deinem Geburtstag war, kannst Du unter http://einatmer.de einfach berechnen lassen. Dabei wirst Du auch gefragt, ob Deine Geburtsuhrzeit tagsüber oder nachts stattfand; astrologisch gesprochen: ob die Sonne in Deiner Radix über der AC-DC-Achse steht oder darunter. Auch das wird bei der Berechnung noch minimal mit berücksichtigt, hat aber nur in sehr seltenen Fällen eine Auswirkung auf das Gesamtergebnis.
Was hat das nun mit Ein- und Ausatmen zu tun?
Die Begründer:innen der Terlusollogie gehen davon aus, dass die lunaren und solaren Einflüsse, denen man beim ersten Atemzug ausgesetzt war, unser Atmen und damit wesentliche Lebensfaktoren mit bestimmen. Menschen mit hohen Sonnenwerten sind Ausatmer, solche mit hohen Mondwerten hingegen Einatmer. Nun magst Du einwenden, dass Du selbst sowohl ein- als auch ausatmest; es ist nicht gemeint, dass man das eine oder andere ausschließlich täte. Vielmehr wird mit den Begriffen beschrieben, welche der beiden Atemrichtungen aktiver betrieben wird. Genauer müsste mal also sagen: die eine Gruppe sind aktive Einatmer, die andere aktive Ausatmer. Aktiv heißt dabei, dass es dem Wesen der Person näher ist. Das ist beispielsweise ein Grund, warum der Ausatmer lieber auf dem Bauch schläft, da durch die Lage des Körpers das Ausatmen, man müsste in diesem Fall eher sagen: das Herauspressen der Luft auf dem Körper, einfacher ist als in einer anderen Schlafstellung. Körperhaltungen und Bewegungen, die das Ausatmen unterstützen, werden als angenehm empfunden und, sofern keine störenden Einflüsse hinzu kommen, ganz natürlich eingenommen bzw. ausgeführt. „Die vielfältigen Wirkungen von Sonne und Mond auf die Erde sind hinreichend bekannt.“, schreibt Christian Hagena und fährt fort: „Ebbe und Flut werden vom Mond ausgelöst, Springfluten entstehen im Zusammenwirken von Mond und Sonne. Im Sommer, wenn die Einwirkung der Sonne überwiegt, erleben wir das rasche Längenwachstum. Die Sonne übt einen vertikal ziehenden Effekt auf die Erde aus, der Mond einen horizontal dehnenden Einfluss. In ihrer Wirkung auf die Erde sind sie Gegenspieler, sie verhalten sich bipolar. Es entsteht ein Spannungsfeld zwischen beiden Kräften, das den aus unserer Sicht erhaltenden Faktor für alles Lebendige auf der Erde bedeutet. Wir unterliegen diesen Energien, die entweder unter der Führung des Mondes liegen oder unter der der Sonne. … In Ermangelung des Wissens um die Art der physikalischen Größen nennen wir diese Kräfte Sonnen- bzw. Mondenergie. Die Natur und somit auch der Mensch unterliegen zu jeder Zeit beiden Einflüssen. … Im Moment der Geburt, also mit dem ersten Atemzug des Kindes, erfolgt eine lebenslang anhaltende Prägung entsprechend der zum Zeitpunkt der Geburt vorherrschenden Energie. Das bedeutet, dass wir im Moment der Geburt entweder dem dehnenden Einfluss des Mondes unterliegen und damit unser Atemsystem sich als dehnendes Einatemsystem ausprägt, oder wir unterliegen dem verengenden Prinzip der Sonne und unser Atemsystem wird durch Verengung bzw. Ausatmung gekennzeichnet sein. Jeweils ein Prinzip bleibt das führende bis an unser Lebensende, es wechselt nie. Das ist eine Gesetzmäßigkeit, der sich alles unterordnet.“ (#1)
Die Fragezeichen-Typen
Der Vollständigkeit halber muss noch erwähnt werden, dass es auch Fragezeichen-Typen gibt. Dem Modell nach ist zwar jeder Mensch eindeutig Ein- oder Ausatmer, doch es gibt Menschen, bei denen nähern sich die Werte so stark an, dass die Berechnung keine klare Auskunft gibt. Das ist dann der Fall, wenn die Differenz zwischen Sonnen- und Mondwerten kleiner als 7 ist. Diese Personen nennt man Fragezeichen-Typen. Man kann nur durch Beobachtung und Befragung herausfinden, ob die jeweilige Person stärker solar oder stärker lunar ausgeprägt ist.
Außerdem sind nicht alle Sonnen- oder Mond-Typen gleich intensiv. Man unterscheidet zwischen hoch- und niedrigprozentigen Typen. Als hochprozentig gelten alle Menschen, bei denen einer der beiden Werte mehr als 75% beträgt. Als niedrigprozentig gelten Personen, bei denen beide Werte kleiner als 50% sind. Die Begriffe hoch- und niedrigprozentig sind rein mathematisch zu verstehen und beinhalten keine Wertung. Man kann hingegen sagen, dass hochprozentige Menschen eher planerische Qualitäten mitbringen. Sie sind diejenigen, die Projekte überlegen und organisieren, die ein Stück mehr rational vorgehen und zunächst denken, bevor sie empfinden. Umgekehrt erleben die niedrigprozentigen Menschen die Welt primär über die Empfindung und verwandeln diese dann in Gedanken. Sie planen nicht so viel, sondern sind stärker am Erleben orientiert. Statt in technischen Berufen fühlen sie sich eher in einem kreativen Umfeld zuhause. Niedrigprozentige verhalten sich in diesem Sinne eher sozial, Hochprozentige eher egozentriert.
Nutzen und Anwendung der Terlusollogie
Unstrittig ist, dass Menschen dann besonders gesund, vital und vermutlich auch glücklich leben, wenn sie gemäß ihrer Eigenart handeln können. Umgekehrt werden Körper, Seele und Geist geschwächt, wenn das Ausleben der Eigenart unterdrückt wird. Eine allgemeinmenschliche Eigenart ist beispielsweise, pro Minute 200 bis 300 ml Sauerstoff zu verbrauchen, wenn man ruhig auf einem Stuhl sitzt. Wird dieser Wert unterschritten, kommt es zu Beeinträchtigungen und Gesundheitsschädigungen.
Übertragen auf die Terlusollogie heißt das: verhalten sich Ein- und Ausatmer:innen gemäß der ihnen eigenen Bedürfnisse, geht es ihnen besser. Verhalten sie sich jedoch entgegengesetzt, schädigen sie sich selbst. Der dem Verengungsprinzip zugehörige, solare Ausatmer, der, zum Beispiel durch Konditionierung, Verhaltensweisen eines ausdehnenden, lunaren Einatmers an den Tag legt, arbeitet gegen seinen Körper und somit gegen seine Gesundheit und gegen sein allgemeines Wohlbefinden. Die Terlusollogie versteht sich in diesem Sinne als Gesundheitslehre und benennt für die beiden Typen entsprechende Empfehlungen. Ganz besonders relevant sind diese Gedanken dort, wo Atmung selbst eine wichtige Rolle spielt, zum Beispiel beim Gesang. Tatsächlich wird die Terlusollogie vielfach bei der Stimm- und Gesangsbildung, aber auch bei Musikern, die Blasinstrumente spielen oder beim Sport, im Yoga oder Thai Chi eingesetzt. Es existieren zahlreiche Übungen für die beiden Atemtypen; die einfachste davon ist sicherlich, dass der lunare Einatmer seine Umgebung aktiv erschnüffeln soll, während dem solare Ausatmer empfohlen wird, mit tiefen Seufzern alle Luft aus sich herausströmen zu lassen.
Astrologie ohne Radix
Terlusollog:innen betreiben keine herkömmliche Astrologie; dennoch arbeiten sie streng astrologisch, auch ohne eine Radix zu erstellen. Denn sie beziehen Himmelsphänomene im Geburtsmoment auf die Persönlichkeit. Es liegt nahe, gängige astrologische Deutungen auf das terlusollogische Modell anzuwenden. Als Astrolog:innen haben wir klare Vorstellungen davon, wofür Mond und Sonne stehen. Insofern möchte ich nun über die Idee der Terlusollogie hinaus astrologisches Gedankengut auf die Theorie der Ein- und Ausatmer übertragen.
Sonne steht im Horoskop für die schöpferische Kraft. Sie präsentiert ein verausgabendes, strahlendes Prinzip und kann auch mit Dynamik, Lebensschwung und Aktivität übersetzt werden. Die Ähnlichkeit zum Ausatmen liegt auf der Hand. Beim Pusten kann man etwas in Bewegung setzen, sich verausgaben, sich verströmen. Sprachlich ist die Rede davon, jemandem oder etwas „Leben einzuhauen“. Mit dem Ausatmen wird also etwas erschaffen. Es ist die Kraft der Zeugung. Gleichzeitig zeigt bereits das Symbol der Sonne (Kreis mit Punkt in der Mitte) die Zentrierung auf das Selbst. Wir können auch sagen: der Blick verengt sich auf sich selbst; so wie die Terlusollog:innen das solare Prinzip mit der Verengung in Verbindung bringen. Astrologisch deuten wir die Sonne als Persönlichkeitskern. Die Sonne braucht niemanden außer sich selbst. Anders der Mond: er ist beziehungs- und dubezogen. Er ist das Symbol der Fürsorge, der Nähe, der Fähigkeit, sich einfühlen zu können. Er repräsentiert unser Bauchgefühl, während die Sonne stärker das Verstandesbewusstsein und die Analysefähigkeit anzeigt. Der Mond, ähnlich wie die lunaren Einatmer, nimmt auf; vergleichbar wie astronomisch der Mond das Sonnenlicht aufnimmt. Banzhaf und Haebler beschreiben die Schattenseite des Mondes als „das alles verschlingende Ungeheuer“. (#2) Auf der körperlichen Ebene entspricht der Magen dem Mond – auch hier wird das aufnehmende Prinzip deutlich, das die Terlusollog:innen mit dem Einatmen in Verbindung bringen.
Der Mond steht für die Nacht; Terlusollog:innen haben herausgefunden, dass lunare Typen eher Nachtmenschen sind, die ihr Leistungsmaximum am Abend erreichen. Solare Personen beobachten folgerichtig, dass sie in den dunklen Wintermonaten, wenn die Sonne sich rar macht, weniger leistungsstark sind.
Während der Ausatmer, der der Sonne zugeordnet ist, beim Lernen eher analytisch vorgeht, behält der lunare Einatmer den Stoff besser, wenn er ihn synthetisch angeht. Auch das entspricht der gängigen astrologischen Lehre, wonach die Sonne mehr mit dem Verstand und dem Bewusstsein in Verbindung gebracht wird, während der Mond eine ganzheitliche Herangehensweise präferiert, bei der die rechte Gehirnhälfte, zuständig für Intuition, Kreativität und Synthese, stärker angesprochen wird.
Interessant auch, dass in der Terlusollogie den Solaren die linke Körperseite als Kraftseite zugeordnet wird; also die Seite, auf der sich das Herz befindet, das Astrolog:innen wiederum mit der Sonne in Verbindung bringen. Weiter heißt es, der Lunare brauche viel Wasser, was ebenfalls mit der astrologischen Lehre einhergeht, wonach das Milieu des Mondes das Feuchte ist.
Obwohl das polar angelegte Konstitutionsmodell nicht von astrologischen Erkenntnissen abgeleitet wurde, bestätigt es doch die überlieferten Himmelsdeutungen der beiden Lichter. Darauf aufbauend möchte ich abschließend noch eigene, weitergehende Kombinationsideen vorstellen.
Astrologische Ergänzungen
Wie oben beschrieben unterscheidet man in der Terlusollogie zwischen niedig- und hochprozentigen Ein- oder Ausatmer:innen. Letztlich haben wir es also mit vier Gruppen zu tun: hochprozentige Solare, niedrigprozentige Solare, hochprozentige Lunare und niedrigprozentigen Lunare. Da die Prozente angeben, ob man eher auf sich selbst (ego) oder auf andere (sozial) ausgerichtet ist und die Lichter darauf hinweisen, ob man zentrierend (Sonne) oder ausdehnend (Mond) ist, ergeben sich folgende vier Spezifikationen:
Ausatmer:innen (solar, zentrierend) | Einatmer:innen (lunar, ausdehnend) |
|
hochprozentig (ego) | egozentriert Selbstverwirklichung | egoausdehnend Selbstdarstellung |
niedrigprozentig (sozial) | sozialzentriert Bindung | sozialausdehnend Hingabe |
Dem egozentrierten Typus (hochprozentiger Ausatmer) geht es demnach vorrangig um Selbstverwirklichung. Es ist derjenige, der die Welt als Abenteuerspielplatz sieht und dessen Streben danach ausgerichtet ist, alle Potenziale in sich zu erkunden und auszuleben. Wollten wir eine astrologische Vokabel dafür finden, würden wir vielleicht Sonne in Schütze (#3) heranziehen. Anders der hochprozentige Einatmer. Bei ihm kombiniert sich das Ego mit der Ausdehnung; er ist insofern ein Selbstdarsteller, der genau beobachtet, wie seine Umwelt auf ihn reagiert. Er braucht die Rückmeldung, vielleicht auch den Applaus, sicherlich den Kontakt, um zu sich selbst zu finden. Eine astrologische Entsprechung könnte sein: Sonne in Haus 7 in Löwe. Der niedrigprozentige Ausatmer ist sozialzentriert. Er ist derjenige, dem es auf Bindung ankommt. Die Verbindung steht dabei im Mittelpunkt, nicht er selbst oder der andere. Bindung darf nicht ausschließlich personenorientiert verstanden werden, sondern man kann sich beispielsweise auch an Ideen binden, wie Ideologen das tun. Suchen wir eine astrologische Entsprechung dafür, so landen wir vermutlich bei der Kombination der Tierkreiszeichen Waage und Skorpion. Schließlich der vierte Typus: sozial ausdehnend, niedrigprozentiger Einatmer. Er widmet sich der Hingabe. Er verschwimmt und verschmilz mit seiner Umgebung, ist Tröster, Empath und sehnt sich nach Einbindung in ein großes Ganzes. Astrologisch denken wir an eine Fische-Betonung.
Beispiele
Wenn Du Kathrin Fricke nicht kennst, bist Du wahrscheinlich älter als 35 Jahre. Die Videos auf ihrem YouTube-Kanal Coldmirror wurden innerhalb der letzten 18 Jahr mehr als 480 Millionen mal aufgerufen; hauptsächlich von Schülerinnen und Schülern. Ihr YouTube-Account war von Februar bis Oktober 2009 offiziell der meistabonnierte deutschsprachige Kanal. Somit gehört sie zu den YouTube-Stars der jüngeren Generation. Im Unterschied zu ihren Internetkollegen monetarisiert sie ihre Filme dort allerdings nicht. Ihr geht es scheinbar alleine darum, sich und ihre Inhalte zu präsentieren. Darüber hinaus setzt sie sich nicht nur dort in Szene, sondern ist auch als Rundfunk- und Fernsehmoderatorin tätig. Es liegt nahe, sie in dem Vier-Felder-Modell in der Rubrik Selbstdarstellung zu vermuten. Tatsächlich ist sie, geboren am 13.10.1984 in Bremen, eine hochprozentige Einatmerin. Interessant ist, dass ihr YouTube-Kanal, den sie am 2.10.2006 erstellte und mit dem sie bekannt geworden ist, ebenfalls den Wert hochprozentig lunar erhält. Es wäre eine eigenständige Untersuchung wert, ob Projekte, die wir ins Leben rufen, günstiger verlaufen, wenn sie den gleichen terlusollogischen Wert aufweisen wie wir selbst. Der Theorie nach ist das überzeugend, da man sich dann mit seinem Vorhaben in gleicher Schwingung befindet und eine höhere Idenfitikation möglich ist.
Martin Luther King, der ebenfalls wie Kathrin Fricke ein Einatmer ist, gehört jedoch zur Kategorie Hingabe – denn er, geboren am 15.01.1929 in Atlanta USA, ist ein niedrigprozentiger Einatmer. Sein Streben nach Gemeinschaft mit dem Ziel, Rassentrennung zu überwinden, muss an dieser Stelle nicht weiter ausgeführt werden. Seine Rede „I have a dream“ (#4) veranschaulicht das noch einmal sehr bildhaft.
Ein hochprozentiger Ausatmer, also der Lebensthematik Selbstverwirklichung zugehörig, ist Felix Baumgartner, geboren 20.04.1969 in Salzburg, der 2012 mit seinem Stratosphärensprung aus 39 Kilometer Höhe international auf sich aufmerksam machte. Baumgartner ist Base-Jumper und Extremsportler, was zu der Beschreibung des Selbstverwirklichungstypus zweifelsfrei gut passt. Ebenfalls an einem 20. April geboren ist der Esoterik-Sachbuchautor und Ufologe Johannes von Buttlar – allerdings im Jahr 1940. Er ist, im Unterschied zu Baumgartner, ein hochprozentiger Einatmer. Die terlusollogischen Ansätze spiegeln sich in der astrologischen Betrachtung der beiden Tageshoroskope wider. (#5) So zeigt die Radix des Extremsportlers, Typ Selbstverwirklichung, unter anderem einen Mars in Schütze und quasi als mitgebrachte Gabe die action- und freiheitsliebenden Planeten Uranus und Jupiter am absteigenden Mondknoten. Im Horoskop des Sachbuchautors, Typ Selbstdarstellung, finden wir Mars im Kontakt mit dem Du-Planeten Venus in Zwillinge, dem Zeichen des Schreibens, und auch die Mondknotenachse liegt in den Beziehungszeichen Widder-Waage, wodurch das Sich-Zeigen und der Wunsch nach Bestätigung und Rückmeldung stärker betont ist als im ersten Horoskop.
Suchen wir hingegen nach einem Berufskollegen von Felix Baumgartner, so finden wir den Stuntmen und Unternehmer Jochen Schweizer, geboren am 23.06.1957 in Ettlingen; und wie Baumgartner ist auch er ein hochprozentiger Ausatmer. Er hat nicht nur mehrere Einträge im Guinness-Buch der Rekorde sowie Weltrekorde errungen, sondern zu seiner Lebensphilosophie gehört es, Erfahrungen in den Vordergrund zu stellen. Sein Unternehmen, bei dem man Erlebnisgutscheine erwerben kann, baut auf dieser Philosophie auf. Auch er ist ein prägnanter Vertreter des hochprozentig solaren Typus.
Ein Lebensthema der schweizerisch-polnischen Autorin und Psychologin Alice Miller war die Eltern-Kind-Beziehung. Bindung stand dabei also im Vordergrund. Die mütterliche Bindung hat sie derart betont, dass ihr stellenweise sogar vorgeworfen wurde, sie würde diese idealisieren. So sind ihrer Ansicht nach kindliches Fehlverhalten aber auch psychosomatische oder psychische Erkrankungen im Erwachsenenalter Folgen einer geschädigten Eltern-Kind-Bindung. Die Bindung ist das zentrale Element. Als am 12.01.1923 in Piotrków Trybunalski (Polen) Geborene zählt sie zu den sozialzentrierten, niedrigprozentigen Einatmerinnen. Insgesamt tritt dieser Typus etwas seltener auf der Bildfläche der Öffentlichkeit in Erscheinung, was mit seiner Wesenheit in Verbindung steht. Sich zu binden ist eben weniger publikumswirksam als die anderen drei Varianten. Untersuchen könnte man beispielsweise, ob unter Nonnen und Mönchen, die sich an Gott und die Religionsgemeinschaft binden, dieser Typus häufiger vorkommt als in Vergleichsgruppen.
Fazit
Die Terlusollogie ist von astrologischen Gedanken beeinflusst und kann wiederum der Astrologie neue Impulse geben. Hier liegt noch viel Forschungsmaterial brach. Für Astromediziner:innen könnte beispielsweise die Verstoffwechslung, die sich zwischen Ein- und Ausatmern unterscheidet, in Kombination mit den tradierten astromedizinischen Erkenntnissen zu spezifischen Ernährungs- und Therapieempfehlungen beitragen. In der Pädagogik könnte neben der Betrachtung der Planetenstände in den Zeichen und Häusern auch die solare oder lunare Betonung Berücksichtigung finden und Lehrkräfte wären in der Lage, angemessen die unterschiedlichen Arten, mit der Welt in Kontakt zu kommen, in Unterrichtssituationen zu berücksichtigen. In der Stimmbildung wird das zum Teil bereits gemacht – allerdings verzichten die Terlusollog:innen dabei auf die komplette Radix. Verbände man die beiden Methoden, würden sich daraus bestimmt neue Schätze und Möglichkeiten ergeben.
Fußnoten
#1) Christian Hagena: Grundlagen der Terlusollogie. Stuttgart, 2009, 3. aktualisierte Auflage, S. 4
#2) Hajo Banzhaf / Anna Haebler: Schlüsselworte zur Astrologie, München, 2000, 6. Auflage, S. 22
#3) Die in diesem Absatz genannten Konstellationen sind nicht 1:1 als Deutungsvorlagen zu lesen, sondern dienen bild- und beispielhaft dem besseren Verständnis.
#4) https://de.wikipedia.org/wiki/I_Have_a_Dream
#5) Genaue Geburtsuhrzeiten liegen nicht vor.