Mit seinen Morgue-Gedichten katapultierte er sich quasi über Nacht ins Licht der literarisch interessierten Öffentlichkeit: Gottfried Benn, der vor 60 Jahren am 7.7.1956 gestorben ist. Viele Menschen waren schockiert von der Morbidität der Gedichte; Benn hat darin auch seine Erfahrungen als Arzt u.a. in der Pathologie verarbeitet. Die bewusste Tabuverletzung war für ihn, den Menschen mit Skorpion Aszendent, sicherlich auch Teil seiner Persönlichkeit. Die Gabe, mit Sprache verletzen und heilen zu können, zeigt sich zudem im Sextil zwischen Merkur und Chiron. Bei Dichtern lohnt sich darüber hinaus ein Blick auf die Stellung der Venus und des Mondes: beide befinden sich im furchtlosen, drängenden und wider den Stachel löckenden Zeichen Widder. Neptun im Sextil zu Venus weist zudem auf die feine Sprache hin, das intuitive Verständnis von Wortbedeutungen und die Freiheit, bestehende Ästhetik aufzulösen; zumal Venus selbst ja auch in den Fischen steht. So war nicht nur der Inhalt seiner Gedichte strittig, sondern auch die Form. In dem ersten der Morgue-Gedichte fällt gleich auf, dass der Reim nur noch bruchstückhaft vorhanden ist. Als das Lyrik-Bändchen 1912 erschien, war dieses Stilmittel noch lange nicht gang und gäbe:
Kleine Aster
Ein ersoffener Bierfahrer wurde auf den Tisch gestemmt.
Irgendeiner hatte ihm eine dunkelhellila Aster
zwischen die Zähne geklemmt.
Als ich von der Brust aus
unter der Haut
mit einem langen Messer
Zunge und Gaumen herausschnitt,
muß ich sie angestoßen haben, denn sie glitt
in das nebenliegende Gehirn.
Ich packte sie ihm in die Brusthöhle
zwischen die Holzwolle,
als man zunähte.
Trinke dich satt in deiner Vase!
Ruhe sanft,
kleine Aster!
Die Aster kann in diesen Zeilen durchaus als Metapher für die Kunst, genauer: für das dichterische Wort gelesen werden. Sie ist dunkel-hell-lila, also unbeschreibbar. Widersprüchen wie dunkel und hell lösen sich auf; besser könnte man Fische Venus Sextil Neptun kaum in Worte fassen. Die Kunst und das materielle Leben prallen in diesem Gedicht hart aufeinander. Sie bedingen einander. Die deutliche Erdbetonung in Benns Radix (Sonne in Stier, MC, Mars, Mondknoten und Jupiter in Jungfrau) zeigt seine andere, die auf das Körperhafte ausgerichtete Seite. Als preußisch gedrillter Arzt stand Benn mit beiden Beinen auf den Füßen der Realität, als Dichter hingegen verließ er den materiellen Raum und wandte sich dem Nicht-Greifbaren zu.
Natürlich trägt jede Konstellation auch ein Risiko in sich. Sich von anderen blenden zu lassen war eine Achillesferse von Benn; erkennbar an Neptun im siebten Haus im Trigon zum aufsteigenden Mondknoten. So fiel er auch auf die Versprechungen nationalsozialistischer Propaganda herein. Dass die Idee starker Führerpersönlichkeiten bei ihm Gefallen fanden, wird durch die Widder-Mars-Betonung, aber auch durch den Skorpion-AC und die dominante Sonne am DC unterstrichen. Seine Begeisterung galt auch dem Neuen (Mars, Widder, Uranus in Haus 11, Wassermann eingeschlossen), schwankte aber mit Resignation (Saturn Quadrat Uranus). Später erklärte er, seine Zugewandtheit gegenüber der NSDAP sein ein „Missverständnis“ gewesen.
Die Hauptachsen seines Geburtsbildes Stier-Skorpion und Jungfrau-Fische haben viel mit Werden und Vergehen, mit Kontrolle und Hingabe, mit Auflösen und Neu-Formen zu tun. Ein weiteres Gedicht aus dem Morgue-Zyklus fasst diese Komponente noch einmal lyrisch berührend zusammen:
Kreislauf
Der einsame Backzahn einer Dirne,
die unbekannt verstorben war,
trug eine Goldplombe.
Die übrigen waren wie auf stille Verabredung ausgegangen.
Den schlug der Leichendiener sich heraus,
versetzte ihn und ging für tanzen.
Denn, sagte er,
nur Erde soll zu Erde werden.